Bilder im Kopf

Montag, 12. September 2005

Zurück aus

Brennt euch noch ein auf meiner Netzhaut, ihr Farben, ihr schroffe Formen, prägt euch tief in meine Sinne. Legt euch wie ein Rausch so süss auf all meine Blicke; überlagert und besänftigt die Eindrücke, die ich morgen, übermorgen in mich hole. Färbt meinen Alltag, erhellt mir den Winter. Kräftigt mich mit eurer Unbeirrtheit und wärmt stetig meine Adern.

Donnerstag, 8. September 2005

unvorstellbar

...an der Stelle, an der wir nicht mehr einfach nur denken und den Gedanken für einen Moment akzeptieren, dass es morgen, übermorgen, irgendwann, um gar keinen Deut besser sein wird, sondern wir beinahe unmerklich, aber mit aller Gewalt, schon jetzt und endgültig ausschliessen wollen, dass wir diese Sicht je wieder loswerden könnten, dass wir uns Besseres je wieder vorstellen könnten - da, an dieser Stelle, liegt der Abgrund...

Dienstag, 30. August 2005

Hochzeitskarte

Max stand alleine im Glaslift und liess sich weit nach oben tragen. Mit dem rechten, etwas feuchten Zeigefinger fuhr er über die Chromarmaturen und kratzte mit dem Fingernagel durch die gezogenen Spuren.

Du hättest mir besser nicht geschrieben; es sei denn, du hättest mir eine Heiratskarte geschickt. Aber nein, es ist die Einladung zum WG-Auflösungsfest. Nun, hoffentlich ziehst du danach mit deinem Freund zusammen, das wäre doch das Beste, dann könnte ich heute Abend ruhig ins Bett. Du hättest mir besser nicht geschrieben, ich kannte bis heute noch nicht einmal deine Handschrift. Die hättest du mir ersparen können, eine Mail hätte es doch auch getan, oder höchstens deine Unterschrift. Aber keine Sätze, und schon gar nicht ein individualisierter Text auf einer doch im Dutzend versandten Einladungskarte. Gar eine Rechtfertigung, warum ich, die entfernte Bekanntschaft, auch dabei sein müsse. So bringst du mich ins Denken, wo zu denken es nichts gibt. Das weiss ich ja eigentlich. Du solltest bloss mein Traum sein, du darfst nicht zu nahe treten. Das bringt Unglück. Und du weisst gar nicht, was du tust. Ich muss meine Hirngespinste zähmen, meine Sehnsucht nach dem immer anderen belehren.

Als Max den Lift verliess und den Gang entlang schritt, entschloss er sich, hinzugehen. Immer dann, wenn ich Lucille etwas länger gesehen habe, ist ihr Zauber ein wenig verfallen, sagte er zu sich. Und er hoffte fest auf eine Hochzeitsankündigung. Vor allem aber hätte er es, so oder anders, nicht lassen können.

Holundersirup

Sturzbachartige Passantenströme drängen mir entgegen. Dieser Bahnhofsunterwelt will ich entfliehen, ich gehe schnell und schmiege mich hin und her, um niemanden zu erwischen. Doch der Strom wird zu dicht, ich stelle mich in den toten Winkel einer Säule, warte ab. Auf einmal rieche ich Parfum, und hinter mir steht eine Frau, ich blicke mich kurz um, sie schaut verdutzt, und ich versuche zu lächeln. Für einen Moment im gleichen Boot. Ein paar Sekunden lang mag ich nun doch noch nicht weitergehen, aber schon bald höre ich ein Rascheln, die Frau muss sich wohl auf den Weg machen. Sie sticht scharf an mir vorüber in die Menge, und bevor sie an mir vorbeigeht, streift ihre Brust mein Schulterblatt. Weich, tief, flüchtig.

Aber so sanft, dass ich sogleich über mögliche Absichten mutmasse und diese Gedanken auch später, beim Heimgehen, immer wieder im Kopf herumschwirren sehe. Genau wie in der siebten Klasse, als die Mädchen es sich zum Vergnügen machten, einem bisweilen auf diese Weise nahe zu kommen, ohne in irgendeiner Weise eindeutig zu sein, geschweige denn ertappt werden zu können.

Immer hatte mich diese Form gefesselt, die mir abgeht. Dieses Weiche, diese Wärme. Wenn es keinen Penisneid gibt, dann gibt es noch immer und ganz sicher einen männlichen Brustneid. Nur ist es kein eigentlicher Neid, es ist ein Sehnen, eine ewige Faszination. Es mag auch auf frühkindlichen Erfahrungen beruhen, mit Sicherheit beruht es bei mir aber auf diesen Schülererfahrungen, die in ihrer Intensität mein heutiges Erlebnis natürlich in den dunkelsten Schatten stellen. Alles war es noch fremd damals, noch nie hatte ich eine Brust betrachten und liebkosen dürfen. Wenn er mir zuteil wurde, versetzte mich dieser vorerst einzige Berührungspunkt zum Unbekannten, zu dem zu entdeckenden Land, jeweils in einen Traumzustand, der schnell zerbröckelte. Ohnehin war es ausgeschlossen, solche Situationen irgendwie erotisch aufzufassen, jedenfalls das irgendwie zu zeigen.

Und so wurde die Wichtigkeit der Ereignisse durch deren seltenes Auftreten und deren Verschwiegenheit noch gesteigert.

Heute begleitet mich das Erlebnis nicht mehr so beherrschend, nur nebenbei, aber wie ein schwachsüsser Geschmack im Mund; getrunkener Holundersirup.

Donnerstag, 25. August 2005

Zwischen-Zeit

Keine Geschichten heute. Ein Tag im Niemandsland von Wetter und Kalender. Hier ist nichts, das sich hingäbe, um erzählt zu werden. Der Stillstand lässt sich nicht umschreiben, er ist ein einziger Punkt.

Vor kurzem erst war das neue Stationshäuschen neben den alten Bahnhof gestellt worden. Ein Würfel aus Glas, das feine weisse Nadelstreifen trägt, für die Wartenden, ein Automat mit Touchscreen für die Fahrscheine und ein paar blaue Schilder für die nötigsten Erklärungen. In allem klare Formen, die die neue Vernunft der Welt ausatmen. Eine Normstation aus dem Baukasten der Jahrtausendwendträume, die neben dem verhalten schmucken Holzbau des alten Bahnhofshäuschens steht.

Weit ab von seinem Dorf liegt dieser Bahnhof; an einer einsamen Landstrasse, die Maisfelder und Wälder durchquert. Der Ort ist historisch bedingt, die Fernstrecke konnte nicht näher zum Dorf, und so baute man den Halt hier draussen ein. Früher ging man gerne eine halbe Stunde, um Zug fahren zu können.

Durch die grünlich schimmernde Scheibe mit den Streifen sehe ich zum Parkplatz, der schon von hohen Lampen beleuchtet wird, doch die graue Dämmerung schluckt selbst dieses Licht. Die Pendler sind schon weggefahren, der Platz ist fast leer.

Durch die gegenüberliegende Glaswand leuchten die Fenster des Zuges, der nicht mehr weiterfahren kann; eine Stunde lang bereits steht er da. Kein Bus kommt vorbei, zu siebzehnt sitzt man hier fest. Alle schweigen. Ein alter Bauer, der ab und an aus gespitzten Lippen feine Tropfen auf den Steinboden spuckt, fällt mir auf - und auch die fünf Burschen, die im Regen stehen und unter ihren über den Köpfen gehaltenen Markenjacken einen Joint drehen; ihn rauchen und dann mit den Händen in den Hosentaschen weiter herumstehen.

Keine Gefühle heute; die Sinne verlegt, wie man seine Brille oder das Feuerzeug verlegt. Hier, aber unauffindbar. Keine Wut über die Blockierung hier zwischen den Welten, völliger Gleichlauf meiner selbst. Nur matt der Wunsch, nochmals scheu das Mädchen auf dem Sitz gegenüber zu mustern; mir vorzustellen, ihre Wangen zu streicheln. Der Geruch wird mir zu viel, der angenehme, der von ihr ausgeht. Lesen geht auch nicht; immer nach vier Zeilen richte ich mich auf und blicke langsam nach oben, als müsste ich gerade einem wichtigen Gedanken den Vorrang vor dem Text geben und ihm nachgehen. Ernst knabbere ich meine Lippen von innen. Doch da ist nichts, ich erschrecke nur ob der Leere.

Dieser Ort befindet sich in einem bleischweren Zwischenstadium, dem man sofort zutraut, dass es ewig dauere. Es scheint mir, diese Station wolle sich bei mir rächen, mich herausreissen, aus meinem modernen und achtlosen Leben. Weil ich sie bis jetzt aus dem Schnellzug heraus und in den wenigen Sekunden, in denen ich sie in voller Fahrt jeweils sehen konnte, kaum beachtet hatte. Wenn ich überhaupt mal hinblickte, fragte ich mich höchstens, wer da wohl auf dem kahlen Teerplatz auf die Bummelzüge warten würde. Schüler vielleicht, Junge mit Ausweisentzug und Alte mit dem Auto in der Garage; und ich fragte mich manchmal, welchen Morgens wohl die Nadelstreifenscheibe endlich versprayt sein würde. Nun war ich selber da und fand nicht einmal für mein eigenes Dasein eine Geschichte.

Schon der ganze Tag schien schummrig und verschwommen; noch unvorbereitet, als er schon anbrach. Ich schlafwandelte mich durch meine Arbeit, freute mich auf einen bedeutungslosen Feierabend. Mit dem Verstreichen der ersten Minuten hier aber offenbarte sich auf einmal die ganze Einöde meiner Gefühle und Gedanken. Und hier gibt es nichts zum Greifen oder Halten, nichts zum sehen oder riechen, keine Unregelmässigkeit, die mir ein Geheimnis verriete. Nichts als Zweck aus Glas und Glanz aus Chrom.

Keine Freude heute; kein Mut, die Leute hier zu studieren oder sie anzusprechen. Keine Lust, der alten Dame neben mir beim Kreuzworträtsel zu helfen, obschon sie mich stets lange ansieht, wenn sie nicht weiter weiss. Nur das Suchen nach der Frage, die mich beherrscht wie ein Traumbild, dessen Existenz ich fühle, an das ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Alles Durchgehen des Erlebten, alles Abhorchen des Gedachten, es führt zu nichts. In diesem zeit- und gehaltlosen Warten in dem fehlerfrei kalt geformten Häuschen scheint jeder fortgesetzte Gedanke, scheinen Liebe wie Trauer lächerlich, ja überflüssig. Hier spielt nichts eine Rolle. Von hier muss man nicht mehr weg, muss man nirgends mehr hin.

Als der Bahnersatzbus uns schliesslich aufnimmt, ist mir sogleich, als hätte ich die ganze Reise darin verbracht. Die Erinnerung an den Glaswürfel rinnt im Regen davon, und ich döse im wippenden Sessel, bis in der Stadt mich die Fahrerin weckt.

Samstag, 20. August 2005

Auf Sand

Du stehst am Meer. Siehst du nicht, dass es Platz genug hat? Fünf oder zehn Minuten kannst du über den Sand gehen, ohne die Augen auch nur einmal zu öffnen, und es kommt kein Baum, in den du stossen könntest. Du kannst ruhig springen, tu es, doch in dieser Weite änderst du nichts damit, du schiebst den Horizont bloss um ein Zehntelhaar nach unten, dein Sprung ist lächerlich, verglichen mit der Breite, die hier herrscht.

Du ängstigst dich vor den Wellen, sie wollen dich hinaustragen, sagst du, aber sieh doch hin, du siehst ihre geheime Linie, sie kommen nicht näher, sie kümmern sich nicht um dich. Und warum rennst du umher, was suchst du denn, diese Landschaft hat kein Ende, keinen Fixpunkt, du kannst hier genausogut bleiben wie da drüben. Ja, man sieht dich von weither, doch von so weit auch nicht, schon von da aus, wo ein Punkt vor dem Himmel für das Strandhaus steht, unterscheidet nichts mehr dich vom Sand.

Es ist nirgends anders, und das weisst du, auch wenn du nicht willst. Dem Wind kann keiner entfliehen.

Setz dich hin, genau hier ist dein Ort. Und schreibe in den Sand.

Donnerstag, 18. August 2005

Hein

Neulich, ich glaube letzten Freitag, hatte Hein Geburtstag. Hein Simons, der teddyäugige Sängerknabe von den Plattencovern, die ich schon als Kind beschämend altmodisch fand, wenn ich durch die Plattensammlung meiner Halbschwester blätterte und die Freiheit genoss, in ihrer kleinen Wohnung zu sein, in der nicht die Eltern, sondern nur sie herrschte.

Heintje ist der Diminutiv von Hein und war des Knaben Künstlername; so nannte ihn auch der Radiosprecher, da er für die Frühaufsteher alles Wesentliche in kurzen Worten zusammenfassen musste. Aber mit seinen fünfzig Jahren wollte die holländische Verzärtelung nicht mehr passen. Ich musste es schon um sechs Uhr gehört haben, als mich der Radiowecker zum ersten Mal störte, doch das war nicht wirklicher als jedwede Erinnerung an einen Traum aus seichtem Schlaf. Und ich hörte es wieder um halbsieben und um sieben. Heintje war 50 und damit nicht mehr Heintje.

Ich beschloss, das zu feiern, nachdem die Nachricht schon zum vierten Mal wiederholt worden war; und als ich noch den Rauch sah, und bemerkte, dass ich meinen Kaffeekocher ohne Wasser auf die Flamme gestellt hatte, war mir klar, dass dieser Beschluss keine Ironie bleiben dürfe. Ich setzte eine Mail auf, doch das Modem wollte noch nicht wach sein, die Verbindung schlug wieder und wieder fehl. Ich würgte den Computer ab, verfluchte meinen Beruf und rief auch nicht an.

Ohne ein einziges Mal in den Spiegel geblickt zu haben, ging ich bald darauf die Treppe hinunter und versuchte, die Asche meiner Zigarette möglichst geschickt durch den Schlund zwischen den Treppen und ihren Geländern zu werfen. Ich musste nicht weit gehen, am Bahnhof war ich rasch, und dort gibt es diese Ansammlung von Wokküchen, Sandwichständen, Bratereien und Fischbrötchenverkäufern mit ihrer gemeinsamen Bahngastraststätte, diese Tische aus Chrom mit den runden Mustern auf der Fläche und den Aschenbechern aus Aluminium. Gleich gegenüber sind die weitaus provisorischer eingerichteten Schmuck- und Bonbonverkäufer. Hier ist jeder geduldet, hier herrscht wahre Freiheit.

Nirgends konnte mir für meine Feier mit Hein so wohl sein, nirgends hätte ich mehr Ruhe gefunden als hier, inmitten des unerschöpflichen Pendler- und Ausflüglergewühls, das an mir vorüberströmte; manche blickten mich lange an. Aber ich feierte, und das war für mich ein wichtiger Grund, warum ich mich nicht über ihre fragenden Blicke ausfragte. Ich wollte bei Hein sein, den ich nie gekannt hatte, und der vielleicht auch nie jemand nahe hatte. Und der nie mehr Heintje sein würde.

Ich hatte es gar nicht versucht, einen Kaffee zu bestellen oder vielleicht Tee. Dass das nicht ging, war mir klar, seitdem zuhause die Kaffeekanne geraucht hatte. Ich trank Bier, fühlte mich rebellisch und erbärmlich, und doch geschützt vor den Blicken, durch die abweisende Kühle von Neonlicht, Chrom und Aluminium. Allein die schöne Frau mit dem roten Jupe und der rotweiss gestreiften Bluse bewegte sich frei in diesem Licht aus Stahl, und sie durchdrang den Wall. Sie mochte Studentin sein, und sie war offensichtlich nicht fröhlich darüber, am frühen Morgen zu arbeiten. Nicht, dass sie nicht anständig gewesen wäre, doch sie war voller Steifheit, um nicht auszurasten und dann einzuschlafen.

Ob ich wirklich gross gesagt hätte, fragte sie, mit Bezug auf das nächste Bier, in grösster Routine, recht höflich und sehr ernst. Es kam plötzlich, nach dem vierten Bier, und es war knapp halbelf. Ich hätte mich stark konzentrieren müssen, um die Konsonanten in meinem Mund nicht zur Unkenntlichkeit zu vermischen. Aber jasagen, das ging noch, und ich lächelte schwer. Gerade ihre perfekt gelungene Bemühung, keine Regung hierauf zu zeigen, machte klar, wie sehr sie mich verächtlich bedauerte.

Später ging ich nach Hause, weil ich müde wurde. Als ich auf dem Weg dahin, gegen Mittag, in der Fussgängerzone die Familien sah, die ihre Ferienzeit mit Einkaufen auffüllten, spürte ich die Frage; ich spürte dauernd, wie sie hinter mir herging und sich sogleich versteckte, wenn ich mich umsah. Ich beschleunigte, aber sie kam nach, und ich verstand, dass ich nicht wusste, wo ich in diesem Tag war. Ich begriff, was diese Familien taten, und dass sie auf der Suche nach ihrer Lieblingspizzeria waren, wo der Vater seine Gorgonzolagnocchi essen würde; aber ich, ich war für mich in diesem Stadtstillleben wie ein schummriger Fleck, der auf dem Bild umherhüpft, ohne dass man ihn mit den Augen wirklich festsetzen könnte. Mein Leben hatte sich verschoben, lag in fünf Dimensionen quer zu dem, was ich sah und wo ich war. Ich war in diesen Strassen ein Hologramm, das nur sich selber sieht.

Ich spürte grosse Kraft in den Beinen, doch meine Augen fielen mir fast zu, als ich die Treppe wieder hinaufging. Vom zweiten Stockwerk an gab ich nach, griff zum Geländer und stieg blind empor. Das letzte, was ich auf dem Fussboden vor dem Kochherd fühlte, war die grosse Ehrfurcht vor der Zeit, die ich nie erlebte, als man noch derart altmodische Plattencover gestaltete. Hein würde nie mehr Heintje sein.

Mittwoch, 17. August 2005

Ich.2005.

Vom Gesichtscremeplakat die Verliebtheit.

Von den Stahlbrückenpfeilern die Zuversicht.

Gelassenheit aus der Filmtablette.

Von der U-Bahn die Geduld.

Vom Kontoauszug die Zufriedenheit.

Von der Grossleinwand die Träume.

Von der Preiserhöhung die Wut.

Von der Nylonspitze die Geilheit.

Aus gepressten Riegeln die Kraft.

Aus dem Sprengstoff die Angst.

Vom Parfumgeruch die Sehnsucht.

Aus der Tagesschau die Traurigkeit.

Vom Taktgeber das Mitleid.

Vom Tand die Unbeschwertheit.

Aus dem Beton die Verzweiflung.

Von den Laserlampen die Freude.

Aus den Röhren die Wärme.

Vom Goldrand die Gier.

Licht aus dem Kühlregal.

Klänge aus Drähten.

Von den Maschinen die Vergnügtheit.

Batterien für Melodien.

Bewunderung für Elektronengebilde.

Freundschaft aus der Flasche.

Von der Frau am Kosmetikstand das Lächeln.

Liebe aus der Tube.

Ich.2005.

Donnerstag, 11. August 2005

...

Nein, heute schreibe ich nichts, bestimmt nichts, ich bin viel zu müde und habe Angst, süchtig zu werden. Und ich mag auch nichts schreiben. Bestimmt schreibe ich nichts, heute habe ich gar nichts zu sagen, heute wäre alles dumm, was ich schriebe, mein Kopf ist heute gar nicht mit mir aufgestanden, und mein Ich hat sich auch noch nicht blicken lassen; wie sollte ich da schreiben? Ich irrte heute mit meinem Körper in der Welt herum und fragte mich dauernd, ob ich auf einmal erwachen könnte und ankommen. Ich werde gerade jetzt sicher nichts schreiben, ich habe keine Erinnerung an diesen Tag. Da kann mir nichts in den Sinn kommen, bei so einem Tag, an dem mich der Raum erdrückt, an dem alles Vergeblichkeit atmet, und an dem mich selbst eine Blumenverkäuferin zum weinen brächte. Davon will ich nicht schreiben, das will keiner lesen.

Montag, 8. August 2005

Einschlafen

Anstatt immer unbewusst einzuschlafen, nachdem ich schon weggedämmert war, wollte ich gestern Abend konzentriert und bewusst das Einschlafen erleben. Das war möglich, weil ich dermassen müde war, dass ich fast im Stehen hätte schlafen können. Ich machte es mir wohl, entspannte mich nach und nach bis zum letzten Muskel, und dann entketteten sich auch meine Gedanken, stiegen hoch und tanzten herum, wie sie es immer tun, bevor ich des Nachts wegtrete.

Ich hatte mich schon immer gewundert, warum wir uns nicht an den Moment des Einschlafens erinnern können. Warum immer das Bild, welches wir uns am nächsten Morgen vom letzten Abend machen, lange vor dem eigentlichen Einschlafen aufhört - und dass nach dem letzten Gedanken, der uns noch in den Sinn kommt, noch viele andere gewesen sein müssen.

Diesmal aber nebelte mich nichts ein, ich sah einen zähen Moment lang Gestalten und Schatten, und plötzlich im rechten Augenwinkel ein schwarzes Nichts, das mich heransog und durch jede Faser meines Körpers elektrisierte. Ich wusste, dass ich hier hineinfallen und einschlafen würde. Aber es war so dunkel, dass ich mich fürchtete, und der Gedanke machte mich panisch, jetzt einfach alles abzugeben, loszulassen, und mich in einen Schlaf zu begeben, von dem ich nicht wusste, ob er mich auch wieder entlässt.

Ich zuckte mit den Beinen, wartete kurz, bis der Schreck mich verliess, und war augenblicklich wieder bei Sinnen. Später schlief ich recht friedlich ein und war froh, dass ich wegdämmern konnte.

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wer hat das angerichtet?
Die Ursache? Es ist nicht die Gier. Es ist der Glaube...
moccalover - 12. Mai, 22:39
dem gedanken folgen.
sobald ich versuche, alles in mehr oder minder stummes...
moccalover - 19. Nov, 22:36
unternehmensethik.
es ist doch nicht das unternehmen, das ethisch sein...
moccalover - 19. Nov, 22:34
und was das heisse, wenn...
und was das heisse, wenn jemand jemand sei.
moccalover - 19. Nov, 22:33
danke. wenn nur die umsetzung...
danke. wenn nur die umsetzung so einfach wie die erkenntnis...
moccalover - 19. Nov, 22:31
wer das eigentlich sei
wer das eigentlich sei
Reh Volution - 10. Nov, 07:32
da steckt viel wahrheit...
da steckt viel wahrheit drin.
me. (Gast) - 7. Nov, 21:10
danke!
danke!
moccalover - 6. Nov, 00:20
das verbrechen.
Das grösste, das ursprünglichste und verheerendste...
moccalover - 6. Nov, 00:05
nah und fern.
Leo drehte die Bierflasche langsam auf den Kopf, und...
moccalover - 6. Nov, 00:05
selbstbewusst.
selbstbewusstsein heisst nicht, sich überlegen zu fühlen nicht,...
moccalover - 6. Nov, 00:04
die vorstellung und das...
gibt es etwas Schöneres, als etwas unvermittelt zu...
moccalover - 6. Nov, 00:02
um zu
um zu
Reh Volution - 12. Okt, 08:12
um mich herum.
Das Leben. Ein Schlüssel, der mir Haus und Wohnung...
moccalover - 12. Okt, 00:43
Sandwichs.
Du hast jemand, der für dich Sandwichs streicht. Da...
moccalover - 2. Sep, 22:53

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