Glücklich

Es war eine sehr farbige Zeit, alles war intensiv, die Geräusche, die Gefühle, die Gerüche und Gespräche. Wir liefen alle plötzlich mit diesen Dingern herum. Und natürlich haben wir gelacht, manchmal waren wir glücklich. Wir sahen sie ohnehin schon lange nicht mehr, die grauen Betonwände unserer Strassen und Plätze, wir achteten schon lange nicht mehr auf die Schmieren darauf. Aber wenn wir hingesehen, wenn wir die Wände betrachtet hätten, wären wir auch davon noch entzückt gewesen. Wir hörten Musik, wir reisten in fremde Länder, wir feierten ausgelassene Feste, wir fochten wilde Schlachten und lebten die wahre Liebe. Alles mit diesen kleinen Geräten. Es war überwältigend neu, es war hinreissend schön. Wir sogen diese Welt in uns hinein, sie machte uns kreativ und stark, weil unsere Gedanken mit einflossen in das Gerät. Wir verstanden uns alle und machten alles zusammen, wir glaubten an die Möglichkeiten. Das machte uns glücklich. Man konnte sie ja ausschalten, ausstecken und wegsperren, die Apparätchen. Damals. Man konnte sie wegwerfen, man konnte sie verachten, und man konnte auch glauben, es gäbe sie nicht. Damals konnte man ohne diese Dinger über die Strasse gehen, im Kino sitzen, im Park spazieren. Man musste sich noch nicht einmal den Chip einbauen lassen. Man konnte alles ohne die Geräte tun; und bald konnte man alles mit ihnen tun; und dann waren sie in uns. Und natürlich waren wir manchmal glücklich.
sravana - 14. Sep, 18:11

wunderschön geschrieben, wie die Zeit war, bevor wir jederzeit erreichbar waren.
Da sah ich kürzlich ein Reiter mit dem Ding am Ohr, auf seinem Pferd, keine fünf Minuten
später eine Mutter. In einer Hand ebenfalls einen solches Gerät, mit der anderen bewegte
sie ihr Kind auf der Schaukel. Mindestens zwei Sachen gleichzeitig, können wir nun auch
unterwegs mit dem Ding tun und ab und zu, auch noch andere damit amüsieren

moccalover - 14. Sep, 23:13

wir entrücken uns von der Unmittelbarkeit und erschaffen eine neue, zimmern geistige Lebensräume, die jenseits und quer der eigentlichen Räume liegen, knüpfen Verbindungen nach irgendwo. Ja, das Handy ist auch so ein Gerät, das uns verändert. Und welche Geräte werden noch kommen?

[Danke übrigens, liebe Sravana!]

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