Max am Grab
Max steht auf fauligem Laub vor dem Grab. Sein Gang hat ihn hierhergetrieben, sein ewig nervöser Schritt, der heute Abend nicht ruhen mag. „Warum klagt ihr? Ihr beschwert euch doch nicht, dass die Berge da stehen, wo sie stehen? Weshalb denkt ihr, alles Leben sei lang? Die Eiche steht vielleicht hier für beinah immer, doch die Sonnenblume knickt sich nach einem Sommer schon, und tausend Eichsprösslinge wurden nicht einmal so alt. Dies Leben war immer nur auf kurze Zeit bestimmt.“ Max drückt sich mit seinen steif gestreckten Armen die Handknöchel noch tiefer in die Hosentaschen und zieht seinen zwischen den Schultern eingeklemmten Kopf krampfhaft zur Seite. Du hast immer recht, du bist nicht mehr da; aber du irrst dich, du wolltest es einfach so. Es war dir nicht einfach so bestimmt. Du wolltest es nicht anders, aber wir hätten dich gebraucht. Und Max starrt auf den Stein mit der Inschrift. Schliesslich gibt er auf, rührt sich als Erster und geht. In seinen Gedanken auf dem Weg zum Tor beschleunigt er seine Schritte über den feinen Kies immer mehr, weicht einer Schubkarre mit einer grünen Giesskanne und einem Rechen darin nur knapp aus und hält unvermittelt inne, dreht sich um und blickt zurück zum Grab. Es liegt schon weit hinten, und der Abendnebel hat sich in die Bäume auf dem Weg dahin gelegt, so dass Max in eine flimmernde Ferne blinzelt.
moccalover - 12. Sep, 23:33
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