ruhe, wohnung, ruhe.
Das Fenster ist einen Spalt breit geöffnet, die Flügel liegen über Kreuz. Der Esstisch ist aufgeräumt, die Brotkrümel warten auf dem Fenstersims auf hungrige Spatzen. Nur ein zerfledderter Taschenfahrplan liegt ausserhalb der Ordnung neben der Fruchtschale auf dem Tisch. Die Wohnung ist leer, sie ist zur Ruhe gekommen und atmet warme Abendluft durch den Fensterspalt hindurch. Die Asche im Abfallsack wird bald aufhören zu stinken, die Kaffeemaschine wird erkalten, die Tropfen im Schüttstein werden verdampfen. Und der Staub, der jetzt noch in den Sonnenstrahlen tanzt, wird sich auf die Bücher legen, die unter der Bettkante liegen. Das Lämpchen der Spülmaschine gibt der Stille in grüner Farbe den immergleichen Takt vor. Ein Heizkörperventil winselt eintönig vor sich hin, die Kaffeedose fällt vom krummen Zeitungsstapel und entlässt ihre Bohnen mit kurzem Scheppern auf den Boden. Das Zeitungspapier wird sich in der feuchten Luft leicht wellen, wenn die Nacht Regen bringt. Die Düfte in meinem Bett werden verflogen sein, es wird so fremd riechen wie ein Hotelbett. Die Bananenstaude wird ein neues Blatt entfaltet haben, wenn ich zurückkomme. Und an seiner Spitze wird ein öliger Wassertropf glänzen.
moccalover - 9. Nov, 00:45
(Nationalgalerie - Ruhe vor dem Sturm)