schwarze hunde, weisse hunde
Es gab einen schwarzen Hund, der es nicht lassen konnte, allen weissen Hunden, die er sah, nachzurennen und ihnen in die Hinterbeine zu beissen. Er war voller Neid gegenüber diesen hellen Geschöpfen, er war eifersüchtig auf ihr weiches, wohlriechendes Fell. Er wäre vielleicht am liebsten selber weiss gewesen; jedenfalls suchte er stetig die Nähe der weissen Hunde und konnte dann doch nicht anders, als sie zu beissen, sogleich das Kinn flach zum Boden zu drücken und davonzutappen. Als Welpen, so erinnerte er sich schwach, da waren wir alle im Korb und lagen in der Wärme der Mutter beieinander; schwarze und weisse Hündchen. Doch später wurden sie voneinander getrennt und nur noch unter ihresgleichen gehalten, damit ihr Fell reiner wuchs. Der schwarze Hund vermisste die weissen Hunde all die Zeit über sehr fest, und er war überzeugt, dass sie das bessere Fressen, die wärmeren Worte und das weichere Körbchen kriegten. Er wurde bitter ob der Trennung und seinem Neid. Heute sieht er häufig weisse Hunde, man hat ihn aus der Zucht entlassen. Aber er ist zu schüchtern und zu wütend, um sich vor sie hinzustellen und ihnen in die Augen zu blicken, sie zu beschnuppern, wie anständige Hunde das tun.
moccalover - 6. Nov, 22:54
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