rückblick
Hatte moccalover vergessen, oder hatte er noch gar nie bemerkt, wie laut ein verdorrtes Blatt klingen kann, das in der Stille dem Stamm entlang zu Boden fällt und gegen Äste prallt? Hatte er wirklich gemeint, keinen Stich im Magen mehr zu spüren, wenn er im klaren Himmel eine Sternschnuppe bis zum Horizont hinunterziehen sieht? Hatte er gedacht, dass der grosse Berg ihm zuzwinkern würde, nur weil er zu seinem vereisten Fusse gekrochen war? War er sich nicht mehr bewusst gewesen, wie warm trockene Lärchennadeln riechen, die aus dem Haar aufs Kopfkissen gefallen sind?
Welche war die wahre Welt – die im glasklaren oder die im dunstigen Licht? Die beiden Welten waren sich beide in den Formen sehr ähnlich, doch überhaupt nicht so in den Gefühlen, die sie in ihm erweckten. Er war sich sicher, dass nur eine die richtige, und die andere bloss eine verfälschte Abbildung sein konnte, doch er vermochte nicht zu entscheiden.
Das Holz roch nach süssem Harz mit Himbeere und manchmal Ananas, wenn er es gerade gespalten hatte und an den freigelegten Fasern roch. Seine Hände schonte er nicht; er ergriff die Scheiter und warf sie sich durch die Luft zu, als trüge er Handschuhe, und bald trugen die Hände viele Holzsplitter und kleine Schrammen in sich. Erst nach und nach drang wieder in sein Bewusstsein, wie wichtig seine Hände ihm, wie verletzlich sie waren. Am Abend im Bett, nachdem er mit ihnen auch im heissen Ofen herumgestochert hatte, bis alle schwarzen Härchen verbrannt waren, glühten die Hände. Und sie flüsterten in sein Einschlafen. Wir wussten gar nicht mehr, wie das ist, und nun schmerzt uns auch alles ein wenig; aber danke dafür, dass du uns gebraucht hast. Brauche uns wieder.
Und am nächsten Morgen hatte er alles wieder vergessen. Oder er erinnerte sich noch nicht daran, als er sein T-Shirt in gewohnter Hast über den Kopf zog und den linken Handrücken gegen den messerscharfen Glaslampenschirm schlug. Es klang bloss dumpf und schmerzte nicht besonders, und so war er beim Anblick seiner Hand umso erstaunter. Er musste genau das gefühlt haben, was er gefühlt hätte, wenn er gerade seine Lieblingstasse zerschlagen und dabei trocken gedacht hätte: kaputt. Er begriff noch nicht, doch beim Nähen wurde ihm dann doch recht übel. Weil seine Sinne nicht mehr übereinstimmten. Weil er dank der Wundanästhesie zwar nichts mehr spürte, der Arzt in seinem Blickfeld jedoch grausame Arbeit an seinem eigenen Körper verrichtete.
Und so schlug er sich in Kürze halb tippunfähig, und er dachte sich, dass das eine gute Ausrede dafür sei, dass er schon seit Wochen auf der Suche nach seinem Kopf war.
Welche war die wahre Welt – die im glasklaren oder die im dunstigen Licht? Die beiden Welten waren sich beide in den Formen sehr ähnlich, doch überhaupt nicht so in den Gefühlen, die sie in ihm erweckten. Er war sich sicher, dass nur eine die richtige, und die andere bloss eine verfälschte Abbildung sein konnte, doch er vermochte nicht zu entscheiden.
Das Holz roch nach süssem Harz mit Himbeere und manchmal Ananas, wenn er es gerade gespalten hatte und an den freigelegten Fasern roch. Seine Hände schonte er nicht; er ergriff die Scheiter und warf sie sich durch die Luft zu, als trüge er Handschuhe, und bald trugen die Hände viele Holzsplitter und kleine Schrammen in sich. Erst nach und nach drang wieder in sein Bewusstsein, wie wichtig seine Hände ihm, wie verletzlich sie waren. Am Abend im Bett, nachdem er mit ihnen auch im heissen Ofen herumgestochert hatte, bis alle schwarzen Härchen verbrannt waren, glühten die Hände. Und sie flüsterten in sein Einschlafen. Wir wussten gar nicht mehr, wie das ist, und nun schmerzt uns auch alles ein wenig; aber danke dafür, dass du uns gebraucht hast. Brauche uns wieder.
Und am nächsten Morgen hatte er alles wieder vergessen. Oder er erinnerte sich noch nicht daran, als er sein T-Shirt in gewohnter Hast über den Kopf zog und den linken Handrücken gegen den messerscharfen Glaslampenschirm schlug. Es klang bloss dumpf und schmerzte nicht besonders, und so war er beim Anblick seiner Hand umso erstaunter. Er musste genau das gefühlt haben, was er gefühlt hätte, wenn er gerade seine Lieblingstasse zerschlagen und dabei trocken gedacht hätte: kaputt. Er begriff noch nicht, doch beim Nähen wurde ihm dann doch recht übel. Weil seine Sinne nicht mehr übereinstimmten. Weil er dank der Wundanästhesie zwar nichts mehr spürte, der Arzt in seinem Blickfeld jedoch grausame Arbeit an seinem eigenen Körper verrichtete.
Und so schlug er sich in Kürze halb tippunfähig, und er dachte sich, dass das eine gute Ausrede dafür sei, dass er schon seit Wochen auf der Suche nach seinem Kopf war.
moccalover - 4. Nov, 22:01