Neuanfang

Nun wird es gut, jetzt sind nur noch wir da, und machen es besser, sagte die Mutter und drückte ein Lächeln hervor. Die Kinder schwiegen dazu, und sie schwiegen auch sonst, blickten zum Fenster. Sie empfingen die Worte, doch sie kannten deren Sinn nicht, hatten ihn nie erlebt.

Und so kamen diese ersten neuen Tage und gingen dahin, erfüllt bloss von Gleichgültigkeit. Niemand mochte sich anstrengen, niemand hatte Ideen, sich zu ändern. Niemand hätte erwogen, dass die Worte vom neuen Anfang wirklich werden könnten; vielleicht kannten sie solche Begriffe längst nur noch als grausame Zynismen. Und allen fehlte die Kraft. Die Mutter versuchte noch, Zuversicht auszustrahlen; sie wollte in den Kindern wecken, was nicht schlief, sondern tot war, oder nie geboren. Sie appellierte und malte Schönes aus, doch nach Wochen und Monaten war dies dünne Vlies plötzlichen Erstaunens, das sich besänftigend auf alle gelegt hatte, voll von aufgerissenen Löchern, durch die wieder die giftigen Dämpfe unverheilter Narben aufstiegen.

Sie hatten sich von der Betäubung der ersten neuen Augenblicke irreführen lassen und bemerkten nicht, dass sie darunter weiterlebten wie vordem. Die Ätzungen und die Verletzungen setzten in alter Schärfe wieder ein, und bald war nichts mehr anders als vorher. Im Haus war es wieder kühl, und heiss wurde es nur im Streit. Dann liess schliesslich auch die Mutter ab von ihrer Hoffnung. Es war zu spät gewesen. Und nun war es nochmals zu spät.
sravana - 22. Sep, 10:28

Diese immerwährenden, manchmal unvermeidbaren Geschehnisse wie Gesagtes, welche die Weichen auf unserem Lebensweg stellen, sind oft grausam. Es gibt kein Zurück, denn es ist immer zu spät und die Orientierung bei dem Neuanfang schwer. "Vergessen" Das Rezept zur Wundheilung welche zu Narben führt und zu Prägungen werden auf unserm Lebensweg. Nebenwirkungen sind sehr individuell.

moccalover - 22. Sep, 11:40

Stimmt - Vergessen gibt es in dieser Hinsicht nicht, nur Verdrängen. Wer seine Muster nicht erkennt und gut kennt, kann sie nicht überwinden. Die Leute hier haben leider nicht erkannt, welcher Kampf auf sie gewartet hätte. Vielleicht auch zum Glück, denn sie waren so ausgelaugt, dass ihnen im Angesicht dieser Anstrengung ohnehin alles müssig erschienen hätte.
TheSource - 22. Sep, 16:34

Das Vergessen

nachbart mit dem Tode in einer Mohnknospe.
Wer nicht hineinstirbt, wird nicht neu leben.
moccalover - 22. Sep, 20:06

Vergessen erst im Tode.
_sophie_ - 22. Sep, 16:47

Man lebt das, was man kennt, egal, wie richtig oder falsch das auch sein mag, egal, wohin es führt. Der neue Weg, in ein Leben, das unbekannt, frisch, unerforscht ist, macht bald eine Schleife und führt auf die ausgetretenen Pfade zurück und die Beine sind müde und schwer und so folgt man dem Trampelpfad und denkt sich, dass man an der nächsten Kreuzung abbiegen wird, aber entweder kommt die nächste Kreuzung nicht oder man wartet auf die nächste und die nächste und die nächste.

moccalover - 22. Sep, 19:59

Genau. Genau!

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