Faul

Samstag, 24. September 2005

das Glas kippt

„Ach, es ist ja nur Wasser“. Das Glas war gekippt und mit dumpfem Klang auf das dicke, mit Spiegelpailleten bestickte Tischtuch gefallen. Die Flüssigkeit war auf das Tuch geschwappt und hinunter auf den Teppich gespritzt. Der Junge hatte ängstlich erstarrt auf die Folgen seiner Unachtsamkeit geblickt. „Es ist nur Wasser“, sagte die Mutter.

Dienstag, 13. September 2005

Knaben schiessen

In Zürich haben sie 2005 Knabengeschossen war das Knabenschiessen 2005.

Mittwoch, 7. September 2005

fallen klinken schnallen?

(Natürlich ist es nie, gar nie, die richtige Zeit, um gerade darüber zu schreiben, und nicht etwa über geifernde Rotzgören, die einen Verwirrten veräppeln. Aber jenes muss ich zuerst verdauen.)

Türfallen sind Türklinken sind Türschnallen, je nachdem, wo im deutschen Sprachraum man sich gerade aufhält. Das erste Synonym der vertrauten Falle lehrte man mich in der Schule, die mein Hochdeutsch züchtete. Passt auf, so hiess es, das heisst in Schriftdeutsch anders, gebt Acht, dass ihr unter Deutschen nicht enttarnt werdet! Das zweite lernte ich erst viel später kennen, als ich endlich Wien kennenlernte. Und wie fast alle dieser österreichischen Deutschvarianten ist mir auch die Schnalle eine schmunzelerregende und bereichernde Erweiterung des Wortschatzes. Eine solche ist im Übrigen auch das „Fäuelen“, also ein Verbum meines Bernerdialektes, das in lautmalerischer Abwandlung des Wortstammes der „Falle“ die Tätigkeit ausdrückt, an einer geschlossenen Türe nervös, schnell und immer wieder die Türklinke hinunterzudrücken.

Türschnallen sind auf allen unseren Wegen; selbst beim Wandern müssen zumeist Viehzäune durch Törchen passiert werden, die über rudimentärste Ausformungen dieses Gebrauchsmittels verfügen. Sie sind meist genormt und bekannt; beachtet werden sie ohnehin nur zum Zweck, dass die Hand ihren Weg zum Griffe finde. Manche sind protzig und schwer, und nicht wenige von diesen sind sogar so bleiern barock geschmückt, dass sie nur mehr als Attrappen an längst elektronisch bewegten Türen hängen. Ohnehin - moderne Eingänge verfügen, wenn sie überhaupt noch über Türen verfügen, immer weniger über Türklinken. Nur noch Türen im Privatbereich folgen dem klassischen Muster. Bürotüren, Schlafzimmertüren. Aber auch da immer seltener.

Haustüren in Städten bräuchten heute gar keine Türklinken mehr, sie sind alle zusätzlich geschlossen, das blosse Betätigen der Klinke vermöchte den Zugang gar nicht zu eröffnen. Abgesehen davon gibt es entweder automatisierte Schleusen für Publikumsverkehr oder hochkomplex elektronisch gesicherte Zugangsprüfungssysteme, welche in geschützten Bereichen über Eingang und Ausgang wachen. Bei Letzteren wird der physisch konkrete Vorgang der Türöffnung vielleicht, dann aber letztlich nur zufällig und höchstens aus nostalgischen Gefühlen des Planers heraus, nach der Zutrittsfreigabe noch über eine Klinke abgewickelt. Und natürlich gibt es Kombinationen der modernen Systeme, also Türen, die zeitweise für den Publikumsverkehr geöffnet werden, die indes gleichwohl eine Art von Ein- oder Austrittskontrolle ausüben. Ohne dass das Publikum eine Falle betätigen müsste. Die Diebstahlüberwachungsdispositive am Ausgang von Warenhäusern gehören dazu.

Türfallen machen die Türe zur Tür. Sie eröffnen Möglichkeiten, das Schloss schliesst sie aus. Türklinken können sanft in der Hand liegen und in einer satten Weichheit zu bewegen sein. Sie können auch klappern, klemmen und ächzen. Es gibt solche, die knacken, und solche, die kleben. Türfallen können ekeln und gemieden werden, nur mit dem Handtuch oder ausweichend an ihrer Ecke angefasst werden, weil sie in öffentlichen Toiletten sind.

Es gibt Türschnallen, die wurden eine Viertelstunde lang nicht losgelassen und davon ganz warm und feucht, weil das Gespräch oder der Streit immer weiterging. Es kommt vor, dass einer sie lange nur mit den Fingerspitzen antippt, mehrmals den Druck aufzubringen versucht, um sie zu betätigen, die Türe zu öffnen und den Raum zu betreten, nach geraumer Zeit jedoch von seinem Vorhaben ablässt und geht. Es kommt auch vor, dass eine Person die andere in einen Raum einschliesst, und diese manifestiert ihren unbedingten Willen, die Türe durchschreiten zu können, durch ewiges, lautes und aggressives Hinunterdreschen der Türschnalle. Und es gibt den Gedanken daran, dass, von dem Moment an, in dem der Druck der Finger auf der Klinke stärker wird als deren kleinster Widerstand, die Klinke sich auch im anderen Raum wahrnehmbar bewegt. Das Gefühl dieses Gedankens kann sich übertragen auf alles, was in dieser Metapher des no-way-back überhaupt beschreibbar ist.

Schon lang gibt’s auch Klinken, die werden stetig beworben. In berühmten Nachrichtenmagazinen und an sichtbarster Stelle; mit einem Selbstbewusstsein, das dem Chrom und dem Aluminium mancher dieser Fallen gleicht. Die schlichte Türschnalle, die ehedem höchstens an Stadttoren und wichtigen Häusern mehr als Gebrauchswert benötigte, wird zur Erklärung an die Welt und zum Teil der persönlichen Lebensanschauung. Wird beinahe zum Letzten, das man dem Zufall überlassen dürfte. Und möglicherweise wurde der Türfalle bis anhin tatsächlich zu wenig Bedeutung zugemessen.

Dienstag, 6. September 2005

was gut ist für mich

…das Problem besteht ja nicht darin, dass manche Leute besser wüssten als andere, was für sie gut ist – es ist vielmehr, dass für manche Leute Realistischeres gut ist als für andere.

Das sagte Frau L. vom Bestattungsinstitut, als sie sich von der Maschine im Pausenraum einen Kaffee brauen liess.

Montag, 22. August 2005

Einfügetastendrama

Beinahe so überflüssig wie die Insert-Taste – dieses Einfüge-Monster, das einen, der sich in Word-Texten mittels blinder Tastaturnavigation fortbewegt, zu absonderlichen Gewaltphantasien treiben kann, weil man sie drückt, dies nicht bemerkt und schon Geschriebenes grausam übertüncht - fast genauso überflüssig wie die Einfügetaste ist auch eine Num-Lock-Taste, wenn sie sich auf meinem Laptop befindet.

Zwar dient sie dazu, einen fiktiven Zahlenblock auf der normalen Buchstabentastatur zu erzeugen, doch die entsprechend belegten Tasten liegen krümmer als auf einem Zahlenblock und sind ausserdem fast unsichtbar beschrieben, so dass ich diese Option nie wäh3e. N4n geht es w5eder 36s. Das 5st 35ve, verehrte 3eser5nnen 4nd 3eser.

Seit kurzem nun drückt sich diese Taste gewissermassen selber, schaltet willkürlich den Num-Lock-Modus ein und zwingt den Buchstabentasten, die ich zum vernünftigen Schreiben ja brauche, ihr Zahlenmuster auf. Sogleich lässt dies alle mit der rechten Hand gegriffenen Zeichen im Zahlencode erscheinen.

Ich wusste lange nicht, ob’s mir nicht recht sein soll, immerhin bleibe ich so vielleicht weniger vor dem Bildschirm sitzen, und ich fragte meinen Computer, ob er mir mit seinem eigenartigen Verhalten vielleicht einen Wink geben möchte. Er aber schweigt, wenn ihm nicht gerade ein Sprachfile oder die Nachrichtensendung aus dem Internet zur Ausführung auferlegt wird. Und schaltet munter ein und aus, unterbrochen nur von meiner Retourkutsche, dem immer wiederkehrenden Herunter- und Hinauffahren.

Ich werde ihn nicht mehr fragen, aber ich habe immerhin wieder über etwas nachgedacht. Und nun möchte ich nur wenigstens einen Text schreiben können, ohne zehnmal gestört zu werden.

Samstag, 13. August 2005

Read da Blog!

Wer sich ab und an das Vergnügen machen möchte, Blog- und übrige Internet-Texte nicht zu lesen, sondern sich von einem sympathischen, kultivierten Herrn mit süssem französischem Akzent vorlesen zu lassen, der möge sich nun umgehendst dies beschaffen (leider IE only, wer kennt's für andere Browser?).

Ein ROFL von meiner Seite kann ich da nun wirklich nicht verkneifen.

[Edit: Wer Popup-Blocker wie den von der Google-Toolbar benutzt, sollte das ausschalten, sonst bleibt das Männchen stumm.]

[Edit II: Das Zeugs hat Tücken. Siehe die Kommentare und dies:
"Weiss nicht warum, aber ein Link ist tatsächlich defekt, und zwar jener, der auf die Datei "AgtX0407.exe" verweist. Das macht aber nichts, da hat nur der Programmierer geschlampt: Mit der rechten Maustaste auf den Link klicken, "Verknüpfung kopieren" wählen, neues Browserfenster öffnen, in die (leere) Adresszeile klicken und den kopierten Link hineinpasten (ctrl-v), am Ende der Adresse das unnütze "%20" löschen, und schon klappts. Oder noch einfacher: hier klicken, ich habe den Link bereinigt. Aber immer schön an die Reihenfolge denken!"]

status checken

Du bist nicht angemeldet.

nuusche

 

erinnern

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

beobachten

wer hat das angerichtet?
Die Ursache? Es ist nicht die Gier. Es ist der Glaube...
moccalover - 12. Mai, 22:39
dem gedanken folgen.
sobald ich versuche, alles in mehr oder minder stummes...
moccalover - 19. Nov, 22:36
unternehmensethik.
es ist doch nicht das unternehmen, das ethisch sein...
moccalover - 19. Nov, 22:34
und was das heisse, wenn...
und was das heisse, wenn jemand jemand sei.
moccalover - 19. Nov, 22:33
danke. wenn nur die umsetzung...
danke. wenn nur die umsetzung so einfach wie die erkenntnis...
moccalover - 19. Nov, 22:31
wer das eigentlich sei
wer das eigentlich sei
Reh Volution - 10. Nov, 07:32
da steckt viel wahrheit...
da steckt viel wahrheit drin.
me. (Gast) - 7. Nov, 21:10
danke!
danke!
moccalover - 6. Nov, 00:20
das verbrechen.
Das grösste, das ursprünglichste und verheerendste...
moccalover - 6. Nov, 00:05
nah und fern.
Leo drehte die Bierflasche langsam auf den Kopf, und...
moccalover - 6. Nov, 00:05
selbstbewusst.
selbstbewusstsein heisst nicht, sich überlegen zu fühlen nicht,...
moccalover - 6. Nov, 00:04
die vorstellung und das...
gibt es etwas Schöneres, als etwas unvermittelt zu...
moccalover - 6. Nov, 00:02
um zu
um zu
Reh Volution - 12. Okt, 08:12
um mich herum.
Das Leben. Ein Schlüssel, der mir Haus und Wohnung...
moccalover - 12. Okt, 00:43
Sandwichs.
Du hast jemand, der für dich Sandwichs streicht. Da...
moccalover - 2. Sep, 22:53

blogleben

Online seit 6876 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

ehrerweisen


Bilder im Kopf
Faul
Grundlegendes
kieselsteingeraeusche
Kreativ
Naechtlichtaeglich
Offene Fragen
oTon
Personen
Politik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren