Freitag, 23. September 2005

Optische Rückkopplung

Ich wiege das Plastikbecken in meinen Händen, und die Entwicklerflüssigkeit wellt sich leicht im gelben Licht. Ich lege das Becken ab und beuge mich dicht über die Wasseroberfläche, sehe den Blasen zu, wie sie platzen, und warte auf die ersten Spuren, die sich schwachgrau auf dem Papier abzeichnen. Nie erhascht man genau den Moment, in dem aus dem Nichts ein Punkt aufscheint, plötzlich ahnt man einen Schatten, der, wenn man ihn bemerkt, schon wirkliche Zeichnung geworden ist. Schon wird der erste Strich sichtbar, der das glänzende Weiss besetzt und ein Schauspiel ankündigt, eine Schöpfung . Der Übergang ist so fliessend, dass er einen mehr überrascht, als wenn das Bild abrupt erschiene. Überall ziehen sich jetzt Linien; und die Formen beginnen, einander zu umranken und zu überfliessen. Immer nach ein paar Augenblicken wieder muss das Auge sich neu einfinden, die Veränderungen wahrnehmen und sie sich merken; bis am Schluss das Schauspiel langsam erstarrt und das Blatt ins Stoppbad wechselt.

Die Photographie wird sich selber abschaffen. Die Welt ist gerade dabei, die chemische Photographie in ihrer Geschichtsschublade zu versorgen; und die digitale Photographie geht erst in kleinen Schuhen. Doch schon heute haben all die Dinge Kameras, die Handys, die Memory-Sticks, die Schlüsselanhänger und Manschettenknöpfe; bald auch die i-Pods, die Klobürsten, die Winterkleider und die Sonnenbrillen. Früher oder später werden wichtige Häuser tausende Digitalkameras dazu verwenden, sich selber abzulichten und ein algorithmisches Potpourri davon auf flächendeckenden Fassadenmonitoren wiederzugeben. Bäume werden das Wachsen ihrer Blätter festhalten, und schliesslich werden sensorische Bluetooth-Kontaktlinsen jeden Blick auf Festplatte übertragen. Überall will alles festgehalten sein von dieser optischen Wirklichkeit; und wenn bald alles voller Kameras ist, photographieren lauter Kameras andere Kameras.

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nuusche

 

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