Freitag, 10. März 2006

bäuchlings.

Das Bauchgefühl gehört beachtet. Das hört man, und das glaube ich nun auch ein wenig. Nicht etwa deshalb, weil es recht hätte, weil es richtiger läge als andere Meinungen, weil es der Wahrheit insgesamt näher käme. Sondern, weil es sich durch nichts beirren lässt, immer wieder gleich kommt, einem immer und immer wieder in dieselbe Richtung drängt, in dieselben Gefühlswelten führt, zu denselben unbewussten Überzeugungen und Urteilen bewegt. Und weil es sich immer mit dem Lächeln desjenigen, der es schon immer besser wusste, in unsere Welt einmischt, unsere Welt nach seinem Geschmack prägt und uns seine Sicht der Dinge aufzwingt, tut Gutes für sich, wer dem Bauchgefühl die ihm gebührende Ehre erweist.

richtig.

Barbara will alles richtig machen. Ganz besonders möchte sie ihren ehemaligen Freund nicht erschrecken, der viel zu rasch abgesprungen ist und mit dem sie immer noch so viel erleben will, um ihn erst einmal richtig kennen zu lernen. Es bestehen gute Chancen, denn in den zwei Jahren seither haben sich beide verändert, und sie trafen sich jetzt an neuem Ort. Sie sind offenbar wieder neugierig aufeinander geworden (oder sind es einfach geblieben). Nur ein paar Wochen noch, dann hat er die Prüfungen hinter sich, die sie beaufsichtigen und korrigieren muss, und dann können sie es wagen, sich zu treffen, sich mit Blicken, Begriffen, Erinnerungen und weiteren Gefühlsäusserungen abzutasten und dazu Grüntee zu trinken. Er hat sich in ihren Augen sehr rätselhaft verhalten, hat ihr versichert, wie schwer es sei, sie als Prüfungsaufsicht zu wissen. Er hat betont, dass er ihr nicht wieder hätte begegnen wollen, und auf Nachfrage hat er eingeräumt, dass das sich natürlich nur im Hinblick auf diese Prüfungen so verhalte. Und dann sass er, bedingt durch administrative Zufälle, in der ersten Reihe vor ihrem Gesicht. Ja, so sagt sie mir erst ganz zum Schluss, ja, sie haben schon einen Termin ausgemacht, ein paar Wochen nach dem Prüfungsabschluss. Es wird gutkommen, wenn er noch oder wieder will, was ich nicht weiss, weil ich ihn nur aus ihren Schilderungen heraus kenne. Doch ich fürchte, dass es der grösste und zugleich beliebteste Fehler sein könnte, alles richtig machen zu wollen, wenn es um das Balzverhalten geht. Anstrengung ist nicht problematisch, sondern Verstellung, und vor allem die Angst, einen Zeitpunkt zu verpassen, einen Tonfall zu verfehlen, einen Witz zu verhauen. Wer dem Schicksal gleichzeitig derart misstraut (und nicht darauf vertrauen kann, dass es, wenn es solle, so oder so gut ende, dass das Schicksal uns auch als gewöhnliche Menschen fördert) und dazu blind irgendwelchen Regeln folgt (man muss es genau so und so machen, sonst hat man keine Chance), bindet sich einen dicken Stock zwischen die Füsse. Wenn wir den anderen nicht auch ohne Feuerwerk beeindrucken, dann ist der überheblich, oder einfach uninteressant für uns. Wer nicht einmal mag, wie wir uns in diesem Ausnahmezustand verhalten, der wird uns nie richtig mögen, der wird wahrscheinlich gar nie richtig mögen. Barbara wird alles richtig machen, weil sie gar nicht recht merkt, wie sie keinen ihrer Vorsätze umzusetzen vermag und ihm so offen wie nur möglich gegenübertreten wird. Was er gemacht haben wird, erfahre ich vielleicht einmal.

amputation.

Er hat diese typischen, von blassrötlichen Schwellungen umrandeten Glubschaugen, die jene Kinder haben, denen man den Mangel an Lebensfähigkeit, ihre Unverträglichkeit mit der Welt, ansieht. Das macht ihn so eklig, es macht ihn so schwächlich und dümmlich. - Wie kannst du bloss so weit nach unten greifen, wie kannst du so primitiv werden? Was kümmert dich diese Kleinigkeit, das ist so niederträchtig. Du bist doch sonst so zurückhaltend in Meinung und Ausdruck. Warum musst du jetzt auf seinen Augenringen herumhacken? - Es tut mir leid, ich muss es tun, sonst würde ich mich in ihn verlieben.

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nuusche

 

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