kommen sie.

Schön, dass Sie zu uns gekommen sind! Nur zu, treten Sie ein und lassen Sie sich betören; ja, wahrlich, wir haben schlichtweg alles! Und ganz bewusst sagen wir nicht: was Ihr Herz begehrt, denn Sie wissen gar nicht, wie bescheiden Ihr Herz in all seinen Wünschen eigentlich noch ist – verglichen mit dem, was es alles haben könnte. Nun, Sie können das alles wirklich haben, wir haben nichts weniger als das Alles selber hier zu uns geholt. Natürlich nur für Sie, weil es uns eine Freude ist, Ihnen Glück und Erfolg zu bereiten. Sie dürfen sich ruhig etwas gönnen, und zwar tagtäglich, denn Sie haben ja nur sich, nicht wahr. Ihr Herz wird Sie lieben dafür, und Sie können auch noch mehr kriegen, denn wir haben einfach alles. Bei uns ist alles im Glanz, bei uns duftet’s immer frisch und neu. Unsere Regale sind überfüllt, Lücken werden binnen Minuten aufgefüllt, und überall haben wir Ihnen Promotionsboxen in die Regalgassen gestellt, damit Sie sich nie langweilen müssen. Da und dort werden Sie auch auf freundliche Hostessen unserer Lieferantenpartner treffen, die Ihnen an einem Informationsstand gerne ihre neuen Produkte präsentieren. Wir sind stets bemüht, aus Ihrem Einkauf ein Erlebnis zu machen; wir sehen Sie gerne länger bei uns verweilen, deshalb haben wir auch das Bistro eingerichtet, in dem Sie gemütlich in unserer Hauszeitschrift oder in unseren Katalogen blättern können. Um Ihre Kinder und um die Grossmutter kümmern wir uns selbstredend auch; wir haben spezielle Programme zur Animation aller Altersgruppen. Möchten Sie vielleicht lieber einen Film über unser Sozialengagement, unsere Kulturstiftung und natürlich über unsere neusten Produkte sehen? Bravo, denn Sie stehen ohnehin gerade vor dem hausinternen Vorführsaal. Und sonst können Sie diesen Film auch kaufen; diese Woche noch kriegen Sie ihn übrigens mit drei Prozent Rabatt, wenn Sie vier Ihrer Bekannten von den Vorteilen unserer Clubkarte überzeugen können (was ja nun wirklich ein Kinderspiel ist). Zu Ihrer Sicherheit haben wir übrigens da oben überall elektronische Späher angebracht, unser Ordnungsteam guckt durch diese Kameras, damit Sie sich bei uns nicht sorgen müssen vor den bösen und wüsten Gestalten dieser Welt. Wir lesen den Namen von Ihrer Kreditkarte und lassen ihn auf dem Kassenbildschirm aufscheinen; so kommt es, dass Sie stets persönlich verabschiedet werden. Geben Sie zu, Sie schätzen das, wenn unsere hübsche Kassenstudentin Sie dazu auffordert, bald wieder einmal vorbeizuschauen. Vielleicht fiel Ihnen noch gar nie auf, dass wir die Sprachregelung unserer Mitunternehmerinnen und Mitunternehmer hinsichtlich des Kundinnen- und Kundenkontaktes alle Tage variieren, monatlich komplett überarbeiten und den neusten Anstands- und Modetrends angleichen. Wir wollen bei Ihnen sein, ja, ganz persönlich bei Ihnen, und wir wollen Ihnen das geben, was Sie sich erträumen. Bei uns sollen Sie Ihre Traumlandschaften wiederfinden, bei uns sollen Sie Kind, Mann und Frau zugleich und in Reinform sein. Bei uns sollen Sie sich nichts ausreden oder abschlagen müssen. Wir schreiben uns alle edlen und hehren Prinzipien dieser Welt auf die grossen Fahnen, draussen auf dem Parkplatz. Wir haben immer das Passende parat; und Sie dürfen sich ganz sicher sein, dass wir die Prinzipien alle ohne grössere Mühe auch unter einen Hut bringen, ohne darauf verzichten zu müssen, jedes Jahr die Kassen noch voller zu füllen. Wir beraten Sie kompetent und umsichtig, wir sind für Sie da; wir sprechen Ihre Sprache und erklären Ihnen alles gut verständlich. Und falls trotz all unserer Vorkehren jemals etwas nicht weit über Ihren Ansprüchen liegen sollte, so seien Sie zunächst versichert, dass Ihnen hieraus keinesfalls ein Schaden erwachsen wird, und seien Sie daran erinnert, dass wir uns ständig von neuem anspornen, die Bemühungen um die Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen noch weiter ins Unermessliche hineinzusteigern. Ohnehin erklären wir Ihnen auf Faltblättern gerne unsere Welt, unsere Entscheidungen und unsere Philosophie. Wir geben Ihnen fürs Leben gern Tipps für Ihr Leben, und wie Sie es noch schöner ausschmücken können. Sie als unsere Kundin oder unserer Kunde sind uns schliesslich am wichtigsten. Wir existieren für Sie, wir handeln für Sie.
Au-lait - 2. Dez, 11:16

Ja! Ich! Will! Alles! Jetzt! Hier! Gebt's! Mir! Koste! Es! Was! Es! Wolle! Ich! Brauch! Es! Sofort!

moccalover - 2. Dez, 23:22

Genau, Ole! Schreien wir alle zusammen, dann kriegen wir noch mehr:
mehr Sex, mehr Geld, mehr Speed, mehr Hass, mehr Ruhm, mehr Macht... aber ich hörte, man dürfe keine Musiktexte mehr zitieren im Internet... Nun, Tote Hosen, klagt mich ein. Bestraft mich dafür, dass ich eure (alten) Texte genial finde.
Ole (Gast) - 5. Dez, 15:28

Aus Gründen hasse ich die Toten Hosen und Düsseldorf ja inzwischen. Aber das erinnert mich an meine Kindheit, als ich von 8-11 riesengroßer Hosen-Fan war und "Ein kleines Bisschen Horrorshow" und die noch früheren Werke rauf und runtergehört habe.... hach... da wird man ja fast nostalgisch. :)
moccalover - 8. Dez, 21:15

Hast Du mal über diese Gründe geschrieben? Möchtest Du darüber schreiben? :-)

Ja, da werde ich auch nostalgisch, das war eine meiner allerersten Platten. Ich habe aber seit zehn Jahren nichts mehr gekauft von denen, obwohl sie immer noch schöne Musik machen. Irgendwie war es einmal vorbei, und die alten Scheiben höre ich mir ab und zu in Ruhe an, schmachtend nach der Zeit, in der man sich aufmachte, die Welt zu ergründen.
Au-lait - 12. Dez, 12:36

Öffentlich darüber geschrieben habe und werde ich noch und bis auf Weiteres nicht, da ich keine emotionalen Intima im Blog verhandle. Ich kann nicht kontrollieren wer liest, was zu lesen ist, es gibt unöffentliche Bereiche an und in mir, die nicht jeder wissen soll und muss und deren Kenntnis ich sehr guten und engen Freunden vorbehalte. :) Es geht um meine erste große Liebe und deren enorm jähes und schmerzhaftes Ende. Soviel dazu und nicht mehr, die in der Stadt am Rhein, die seitdem mein rotes Tuch ist (womit ich inzwischen nur noch selbstironisch kokettiere) lebt wohnt und arbeitet. ;)
moccalover - 12. Dez, 23:35

Alles klar und accepté! Natürlich schlummert hier der Stoff für ein Buch, aber der darf auch noch fünfzig Jahre schlummern, wenn er will. Und emotionale Intima gibt's ja auch hier nie ganz ungeschminkt, da verstehe ich Dich sehr gut. Auch wenn ich keine solchen Leserinnen fürchte. Glaube ich. ;-)
Reh Volution - 2. Dez, 21:10

Fußmassagen

Also Fußmassagen im Ein- und Ausgangsbereich (lol) wär en aber schon eine zusätzliche Bereicherung -
Die Könige müssen schließlich wieder lernen zu nehmen ohne zu b reuen.
Am besten nehmen Sie den Kunden also noch unauffällig die Beichte ab dann werden Sie sicher Millionär Herr Dienstleister.

moccalover - 2. Dez, 23:31

Ich arbeite eiferig daran, Herr/Frau Reh Volution. Ich meine, an der Million. Gäbe es höhere Ziele, grösseren Beweis der Gottesgnade? Und falls Sie in diesem Blog Dinge entdecken, die Ihnen Unbehagen bereiten oder Ihre Konsumfreude trüben sollten, so wenden Sie sich vertrauensvoll an unser Care Team. Die werden Sie um- und dafür sorgen, dass Sie endlich wieder alles glauben was ich Ihnen erzähle.
Reh Volution - 3. Dez, 01:39

Ohh Unbehagen

Soweit würde ich nicht gehen Herr/Frau Moccalover.
Allergrößtes plaisir empfinde bei der Durchsicht Ihres Kosumtempels.
Es freut mich darüber hinaus zu wissen, das Sie ein tatkräftiges Team haben, welches Sie bei Ihren Bemühungen die göttliche Million zu erreichen beisteht.
Der Tip mit der Beichte steht Ihrem Plan ja auch in nicht im Ansatz im Wege - ohh nein im Gegenteil,glauben Sie mir, wem es gelingt dieses Monopol so subtil wie möglich aufzubrechen und in seinem Dienstleistungsbetrieb zu integrieren wird allergrößte Kundenzuwächse genießen.
Wie kommen Sie dazu zu denken es hapere am Glauben ?
moccalover - 8. Dez, 21:11

Verzeihen Sie die Verzögerung! Der Reihe nach: Moccalover lebt durch einen Mann, der in die Tasten haut. Also "Herr" :-)

Mein Team ist launisch und erlebt kauzige Geschichten, wird aber durch allerlei Fringe Benefits bei Laune gehalten. So übernehme ich sämtliche Kosten, die meine Protagonisten in Gaststätten anhäufen. Die Million muss nahe sein, und ich bin übrigens sehr erfreut darüber, in Ihnen Gesinnungsgenossenschaft gefunden zu haben!

Nun, Beichteabnehmen als moderne Dienstleistung bieten wir natürlich bereits an, da haben Sie ganz recht, das boomt ungeheuerlich! Wir beschäftigen ja auch ein Heer an Psychologen, Psychiaterinnen und Dominae sowie unzählige Seminarleiter und Coaches, die Ihnen jedes Geständnis abnehmen und je nach Ihrem Geschmack (den Sie bei der Auswahl des Beichtpersonals einbringen können) Konsequenzen verordnen.

Nun, ich habe mich da wohl etwas zu ironisch ausgedrückt, als ich schrieb, dass "Sie" endlich wieder alles glauben sollten. Das war nicht auf Sie persönlich gemünzt und im Zusammenhang zu verstehen. Es bezog sich eigentlich auf Ihr ursprüngliches Statement, dass man endlich wieder nehmen solle, ohne zu reuen. In diesem Sinne meinte ich, dass man die Leute endlich zwingen muss, die Heilsversprechen zu glauben, die ich ausposaunte. Und das "Unbehagen" war eben die Konsumkritik, die das Geschäft versauen könnte.

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