Donnerstag, 13. August 2009

das 'e'.

Ich habe etwas geschrieben, und das enthielt den Buchstaben ‚e’.

Das ‚e’ wurde gestrichen. Vom Korrektorat.

Es ist nicht mehr da, das ‚e’, und auch wenn in seinem Satz noch viele andere von seiner Gattung stehen, so war es doch ein ganz besonderes ‚e’.

Es war ein Dativ-‚e’, am Ende des Wortes ‚Vertrag’.

Es wurde weggenommen, weil überflüssig, weil widerwärtig aussermodisch.

Und ich bin traurig; weiss ganz genau, dass kämpfen nicht lohnt, weil es ganz gewiss eine Richtlinie gibt, die solche Dativ-Reverenzerweisungsbuchstaben verbieten, und das vielleicht auch mit der abfälligen Bemerkung „(veraltet)“.

Darum soll es hier eine Heimat finden, mein ‚e’:

e

Sonntag, 9. August 2009

Falabou ist unabhängig.

„Falabou ist unabhängig!“ – und wir haben mitgejubelt.

„Freie Wahlen in Kurflaktistan!“ – und wir haben wohlwollend hingeguckt.

„Friedensvertrag in Tangerlou“ – und wir haben den Blick zufrieden abgewandt.

„More&More Inc. schreibt Rekordgewinne!“ – und wir haben den fünfzehnten Monatslohn eingesteckt.

„Neue Technologien erlauben CO2-Einlagerung!“ – und wir haben aufgeatmet.

„Auch Familie Wu hat jetzt einen Fernseher!“ – und wir haben die Beine hochgelegt.

„Mountain-Bike und Thunfischsalat für neunundneunzig Euro!“ – und wir haben zugegriffen.

„Schwuler Zeuge Jehovas tötet Pudel mit Flammenwerfer!“ – und wir haben neugierig gelesen.

„Ölpest in Arluquassuluqutaq!“ – und wir haben einen Schokotaler gekauft.

„Hiesige Gewässer werden immer sauberer!“ – und wir haben einen Goldring gekauft.

„Feindseligkeiten in Batramimbi nehmen nicht ab!“ – und wir haben geseufzt.

"Drogenbaron verhaftet!" - und wir haben die Hand zur Faust geballt.

„Afrika: Korruption macht alles kaputt!“ – und wir haben müde genickt.

„Wasser wird zum raren Gut!“ – und wir haben einen Sparduschkopf gekauft.

„Immer mehr illegale Einwanderer!“ – und wir haben uns über die Toilettenreinigung beklagt.

„Lepra muss bekämpft werden!“ – und wir haben beim Downloaden eine Petition angeklickt.

„Bildung ist der Schlüssel für die Entwicklung der armen Länder!“ – und wir haben zum Spielfilm gezappt.

„Aktien steigen endlich wieder!“ – und wir haben in die Biomöhre gebissen.

„Sabulesische Minenarbeiter ermordet aufgefunden!“ – und wir haben das neue Handy in die Microfaserhülle gesteckt.

„Faustfeuerwaffen: Lateinamerika wird überschwemmt!“ – und wir haben das Türschloss verstärken lassen.

„Terrorist tötet und wird getötet!“ – und wir haben unsere Augen geschlossen.

„Es ist soweit.“ – und da haben wir schon geschlafen.

Samstag, 8. August 2009

wie wenn.

Hannes findet, dass es, wenn man Drogen kaufe, oder, wie er sagt, nicht-legale Substanzen erwerbe, doch recht ähnlich sei mit dem, was früher zu erleben gewesen sei, wenn man mit knapp achtzehn mal im Sexshop herumspaziert sei, die Hände in den Hosentaschen, natürlich zu den Hüftknochen hinaus gespreizt, so dass sie zwar versorgt waren, eine auch nur imaginäre Verbindung zwischen Händen und Schoss aber gleichwohl ganz ausgeschlossen war, und man dann, nachdem man beiläufig eine Videokassette oder ein A5-Magazin ergriffen hatte, bei der Kasse bezahlt hatte, als wäre man der Naturstammkunde dieses Etablissements überhaupt, dass es also, wenn man Drogen, oder eben unerlaubte Substanzen, kaufe, doch recht ähnlich sei. Man interessiere sich wie sonst nie für die Umwelt, und man werde paranoid, wie man es mit dem abartigsten Mittel, das gerade erhältlich sei, das Was-weiss-ich-noch-wie-das-hiess-ol, oder -yl, oder doch vielleicht -xylen, niemals werden könnte. Man fühle sich als der schändliche Mittelpunkt der Welt, auf den alle gucken und gaffen, und noch der normalste Griff nach dem Hut, ob er noch der Mode entsprechend auf dem Kopf aufsitze, werde schon bei der Ausführung zum Problem, zum Problematicum und zu einer Wissenschaft, wie er denn ausgeführt worden sei, und was das jetzt mit Bezug auf das konkrete Verhalten am fraglichen Ort auf sich haben könnte. Man integriere, so Hannes, den Rauschmittelfahnder gleich in sich, und man denke auch all dessen mögliche Gedanken, und man spüre dabei, wie er den Griff an den Hut, das Versorgen des Geldbeutels und den zwanghaft beiläufigen Blick über die Schulter auf den eigenen Rucksack in ihrer grundsätzlichen Sinnlosigkeit mit röntgenstrahlenhafter Klarheit analysiert und als Zusammenspiel der nervösen Reaktionen des zumindest resthaft sich seines getanen Unrechts bewussten Bürgers entlarvt. Was man auch immer tue, und vor allem: je mehr man überhaupt tue, desto mehr komme es einem vor, als sei allen anderen noch vor einem selber klar, dass man das Richtige vermieden und deshalb das Falsche getan habe. Genau wie damals, als man fürchtete, schon allein die Tatsache, dass die Videokassette mit den kleiderlosen Frauen und Männern sich nun in der Tasche befindet und dass das, zumindest im ersten Gespräch darüber, niemand aus dem persönlich bekannten Umfeld gutheissen oder auch nur gleichgültig übergehen würde, dass schon diese Tatsache einen zu den ungewöhnlichsten Verhaltensweisen zwang, nur um gewöhnlich zu wirken; genau wie damals, als fast alles verboten war, von dem man glaubte, dass es die Freiheit erst ausmache. – Du musst Dich verhalten, wie es sich gebührt, oder Du musst den Mut entwickeln, um danach ruhig die Strasse hinunter zu gehen, als wärst Du im Recht, als wärst Du der beste Mensch von allen (sagte hier Hannes’ Freund). Es ist wirklich nicht im geringsten konsequent und verständlich, wenn Du dauernd Situationen provozierst, in denen Du alle Ehre, wie sie sich heutzutage eben zusammensetzt und in Deinen Kreisen versteht, verlieren könntest, Du aber zugleich Dir selber nicht die Ehre erweisest, Dir einmal einzugestehen, dass Du mit dieser Ehre sehr gerne und ganz absichtlich auf ein gefährliches Spielfeld ziehst, und dass Du nicht wirklich den Verlust einberechnest: Wärest Du ehrlich, dann wärest Du ruhig. Und wenn es schief ginge, dann trügest Du die Folgen als einer, der sie gekannt, der sie gefürchtet, aber der sie in Kauf genommen hat. Dann wären die Folgen nichts Fürchterliches mehr, wenn sie denn kämen; und vor allem wären sie nichts mehr, das Dich davon abhielte, ruhig die Strasse hinunter zu gehen, denn wenn Du Dich wirklich für die Inkaufnahme entschieden hättest, dann gehörten sie als normales Problem, und nicht mehr als mit allen Mitteln zu verhindernder, letztlich aber tödlicher Ausnahmezustand zu Dir. – Das mag sein, nur verkennst Du das Spiel (sagte daraufhin Hannes): Sexshops reizen mich nicht, ich habe den grössten davon zuhause in meiner Breitbandleitung. Was mich zieht, ist die Berührung mit dem wirklichen Leben, jenseits von dem, was ich ohnehin schon habe. Ich weiss, dass es hart ist, das wirkliche Leben, das die anderen führen, und ich mache ja alles, damit meines nicht dahinkommt, aber je mehr ich das tue, desto mehr auch brauche ich diese Sicht aufs Brachiale, aufs unkontrolliert Flimmernde und Flackernde, aufs Steigen wie aufs Fallen. Ich könnte tausend Rauschmittelhändler haben, die mich auf diskretestem Weg versorgen, und doch wäre es gerade dies, was mir meinen Genuss verdärbe. Ich bin reich und abgesichert, und nichts kann mich gefährden – ausser, dass ich mich mit dieser Welt in zwanghafte Verbindung setze, die Sicherheit und Schutz nicht kennt. Wo sonst soll ich denn das Leben finden? – Hannes konnte sehr überzeugend sein, und noch mehr konnte man müde sein, wenn er erst einmal angefangen hatte, sich und seine Verhaltensweisen, geschweige denn seine Marotten, zu verteidigen (das sah Hannes’ Freund ein).

Donnerstag, 6. August 2009

Zugfahrten, ohne Herz.

Wenn mein Herz nicht mitzueilen vermag, sobald ich mich schneller als zu Fuss bewege, wo ist es dann jetzt, wo ich seit Jahren täglich mit dem Zug zwischen den Städten wechsle? Hat es sich bei meiner Verfolgung irgendwo auf dieser Strecke verloren, sieht mich zweimal am Tag vorbeirasen und versucht vielleicht ganz erschöpft für kurze Zeit, dem Zug hinterherzujagen? Bleibt es hier? Oder ist es des Nacheilens leid, und hat schon längst ein anderes Leben gefunden und besucht mich nur noch ab und an?

Sommerabend in eigener Sache.

Dass immer noch Sommerferien sind, habe ich an der Familie gemerkt. Unter meinem Fenster hat sie mit allen Utensilien unter den Armen, die es für eine Flussfahrt im Gummiboot braucht, die Strasse überquert. Das kommt an einem Mittwochabend nur während der Sommerferien vor.

Seit genau sieben Jahren schaue ich durch das Fenster, durch das ich mich jetzt hinauslehne. Ich habe den Bauch auf dem Fensterbrett aufgestützt, und eine Metallleiste presst sich in meine unteren Rippenenden. Ich schaue am Morgen vom Bett aus, wie das Wetter werden wird, und am Abend hoffe ich auf wohlgeformte, farbige Wolken. Ich bewundere Stürme, die ungeahnte Mengen von Regen fallenlassen, und ich schaue dem Wasser zu, wie es neben dem Fenster vom Dach herunterstürzt, und wie es von den Autos unten auf der Strasse durchpflügt wird und als Gischt auf kleinen Wellenkämmen davonspritzt, bis es schliesslich einen Platz in einem Abfluss gefunden hat und unterirdisch Richtung Fluss verschwindet. Und wenn es in einer Nacht so fest schneit, dass sogar diese breite, kaum je zur Ruhe kommende Strasse sich weiss überdeckt, schluckt der Schnee auf allen Dingen das Strassenlampenlicht und gibt es als warmes Leuchten wieder ab. Dieses Leuchten hat keine Herkunft und keine Richtung, sondern steht im Raum und erhellt alles in ihm, selbst die Luft, und es greift bis zu den tiefhängenden Wolken hinauf. Manchmal grabe ich meine Fenstersimspflanzen in diesem Licht vom Schnee frei, und manchmal rinnt mir dann beim Einschlafen geschmolzener Schnee vom Kopf auf mein Kissen.

Ich schaue durch das Fenster auf die Karawane der Feuerwehr, wenn sie brüllend stadteinwärts jagt, und höre es den Sirenen an, ob sie von der Feuerwehr, von der Polizei oder von der Sanität künden. Wenn der Nebel auf den Köpfen der Stadt klebt oder durch die Strassen weht und ich zum Himmel blicke, kann ich ab und zu den Bugscheinwerfer eines Flugzeugs sehen, der sich dank elektronischer Instrumente selbstgewiss in Richtung Landebahn bohrt. Und ich schaue den Menschen zu, die da unten auf die Reisebusse warten, weil sie nicht mehr hierbleiben wollen oder können. Sie haben Fussballspiele oder Verwandte oder einfach die Sehenswürdigkeiten besucht; vielleicht haben sie eingekauft, sind beschenkt oder bestohlen worden, vielleicht haben sie gebettelt. Oder sie sind von hier und wollen weg – in die Berge, ans Meer oder an Fussballspiele. Sie warten alle am gleichen Ort, benützen alle die gleiche Telefonzelle und die gleichen Toilettenkabinen; teilen sich alle die einzigen beiden Sitzbänke. Und wenn sie warten, sind sie nervös, oder sie diskutieren, lesen oder spielen, beobachten sich und ihr Gepäck, doch nur selten beobachten sie jene auf dem Platz, die nicht mit Bussen verreisen, sondern hierbleiben wollen und die besonders spät am Abend häufig verdrehte Sinne und Manieren haben.

Sind die Worte mir denn ausgegangen? Nein, gewiss nicht. Die Luft ist warm geblieben, auch wenn der Himmel schon schwarz ist und nur ganz unten am Horizont noch fahlgelblich ausglimmt. Es wird schwierig werden, einzuschlafen.

Nein, Worte sind da, und sie sprudeln mehr denn je. Aber sie sind andersartig und fliessen in andere Kanäle. Und so ordnen und reinigen sie auch andere meiner Gehirnareale, wenn ich sie ausspucken kann. Es sind andere Worte. Ich habe in den letzten Jahren viel geschrieben; allerdings wenig über mich oder sonst in einer Art, die mich selber in die Gedanken einbände. Ich habe Formulare ausgefüllt und Vortragsfolien beschrieben, ich habe meinem Computer, diesem Perpetuum mobile des ewigen leeren Blattes, Abertausende von Zeilen anvertraut, die manchmal keine zwei Minuten lang am Leben blieben, von denen aber einige wenige einen ganz eigentümlichen Weg durch die Welt gefunden haben. Ich habe vielleicht geschrieben: T. kommt nicht umhin, eine unverzügliche Überprüfung des Sachverhalts auch unter dem Grundsatz der Leistungsäquivalenz zu beantragen, und er wird im Falle der Verifizierung seines Standpunktes die erforderlichen weiteren Schritte einleiten. Ich hätte aber auch schreiben können: Terry konnte nun nicht mehr anders, als Estelle an ihren Handgelenken zu ergreifen, sie zunächst hinter die Türe und dann an seinen muskeldurchzogenen, jetzt ganz angespannten Körper zu ziehen um dann, als er die Wärme ihres Atems auf seinem Hals spürte, sein Gesicht gegen das ihre zu senken und sie sanft, aber eindringlich, zu küssen. Es kommt nur auf den Jargon an, man kann alles schreiben, wenn man muss und den Jargon beherrscht.

Wenn man aber immer nur muss, verdrängen diese Worte die anderen, viel scheueren, die nur ohne Gewaltanwendung aus dem Kopf herausquellen, wenn sie sich wagen. Sie fürchten sich vor den anderen Worten, die sich wichtigtuerisch damit brüsten, kommerziell verwertbar und überhaupt für die Welt bedeutsam zu sein. Sie kommen nur, wenn ich mich aus mir herauslöse, mich für einen Moment niederlege und meinen Gedanken ganz freies Spiel in ihrem Verhalten lasse, so dass sie jene Worte hervorbringen und vermählen, die sie wollen.

Letzthin habe ich mir vorgenommen, mich jeden Abend für zehn Minuten auf das Fensterbrett zu stützen und mich hinauszulehnen. Ich habe mich seither nicht strikte daran gehalten; mir scheint zuweilen, dass mit zunehmendem Alter es Anspruch und Wirklichkeit immer mehr gelingt, sich als ganz eigenständige Personen aufzuführen, die, wie manche alte Eheleute, nicht mehr viel miteinander zu tun haben, sich kaum noch kennen. Aber heute tue ich es wieder. Es ist ruhig, nur der Verkehr tönt, und auch die Schulklasse mit Fahrrädern, die eine Weile nach der Familie mit dem Schlauchboot über die Strasse zum Parkplatz gegangen war, ist längst verschwunden. Vielleicht wird jetzt im verdunkelten Zimmer eines Massenlagers getuschelt, vielleicht aber sind alle wieder zuhause und lassen die Tür einen Spalt breit offen, um besser einschlafen zu können.

Ich wollte am Anfang nicht fliehen, musste aber eine Pause machen. Und nun bin ich lange weggeblieben und weiss auch nicht, ob ich wieder hier bin, ob ich wieder hierher zurückkommen werde. Ich habe mich aus ganz vielen Gründen in den letzten Jahren kaum mehr aus mir herausgelöst, mich beiseite gelassen, um mich zu sehen. Ich habe mich nur noch benutzt und verwaltet und nicht mehr betrachtet. Das will ich wieder lernen, aber daran ist nichts, was sich vorhersehen und garantieren liesse.

Ich weiss nicht, wie das gekommen ist. Andere Dinge, die auch noch gedacht werden müssen, begleiten mich den ganzen Tag. Eine gewisse Enttäuschung über die Möglichkeiten eines konkreten und einzigen Lebens, gepaart mit einer seichten, bequemen Zufriedenheit über dieses konkrete einzige Leben, hat mich ergriffen und knebelt mich manchmal, so dass mich das schreckliche Gefühl beschleichen kann, nicht mehr nachdenken zu können. Ich will nicht Träume leben und möchte das auch nicht wollen. Aber immerhin mein Leben leben, das möchte ich manchmal, wenn ich den Kopf zum Fenster hinausstrecke, um dem Wetter, dem Verkehr und den Leuten zuzuschauen.

Einen Moment lang steht der laue Abendwind still, und ich glaube, die Wärme des Dachs und des Fensterbretts zu spüren, wie sie auf mich zuschwebt. Aus dem Fenster unterhalb steigt der Geruch der Wohnung meines Nachbarn empor. Ein bisschen süssliches Reinigungsmittel, ein bisschen abgestandener Tabakrauch.

Dienstag, 25. April 2006

santo.

santo subito. Das sagen einige, und manche schreiben es auf Plakate. Andere reiben sich die Geldzählhände, natürlich. Aber wenngleich es weltpolitisch unwichtig ist, ob der Vatikan die Karenzfrist zwischen Hinschied und Einleitung eines Sanktifizierungsverfahrens langsam auf Null verkürzt oder nicht - hinter dieser Frist stehen wohlüberlegte, gute Gründe (ein Lenker, wie es auch der Papst ist, sollte wenn möglich nicht in Versuchung kommen, sich schon als lebendig-halbheilig zu betrachten), die man höchstens deshalb leichtfertig übergehen darf, weil es sich hier eben - wie gesagt - um ein weltpolitisch unwichtiges Thema handelt. Oder fast, zumindest.

Mir geht es nun aber darum, dass wir die Ideen hinter der Karenzfrist allgemein nutzbar machen und sämtliche öffentlichen (Medien!) Meinungsäusserungen verbieten sollten, die sich auf Stichworte wie "Zeitenwende", "Jahrhundert-XY", "Epochenende/-anfang", "Revolution", "Paradigmenwechsel" usf. stützen und die sich auf Ereignisse beziehen, die jünger als zehn Jahre sind. Ältere Ereignisse dürften von Historikerinnen und gewöhnlichen Männern auf der Strasse nach wie vor frei in Verbindung mit den verpönten Begriffen kommentiert werden. Das wäre doch etwas. Vielleicht noch nicht der beste, aber immerhin ein Vorschlag, für die Bekämpfung von eiligst abgegebenen, sef-fulfilling prophecies, die sich im Nachhinein als katastrophal erweisen.

minne.

"Alles, was ich will, bist duuu!" Unentwegt äfft Max den Gesang nach, dessen Fetzen mit dem böigen Wind vom Kirmesplatz zum Strassencafé getragen werden. "Dabei", so unterbricht sich Max plötzlich, "fragt sich ja vor allem eines, werter Herr Schlagersänger - was willst du danach?" - "Das ist doch nicht so gemeint, Max, dieser Text soll doch nur den Menschen ein wenig von der Hoffnung geben, dass irgendwo da draussen das andere, das wahre Leben stattfindet." - "Sag ich ja, Gerd! Er lügt, der Minnensänger."

Donnerstag, 20. April 2006

kraft.

Es gibt ein Phänomen, das man psychologische Auslagerung nennen könnte. Weil Menschen, mit denen man zu tun hat, gewisse Gemüts- und Gefühlszustände haben und pflegen, können manche nicht umhin, sich genau hierin einen Anlass zu nehmen, ebendiese Zustände nicht auszuleben, auch wenn sie das Bedürfnis dazu eigentlich verspürten. So kommt es, dass die einen aus der anderen Furcht, Trauer und Elend Kraft zu schöpfen vermögen, weil ihre eigene Furcht und Trauer, ihr eigenes Elend ihnen auf einmal obszön vorkommt und verschwindet. Und diese Kraft kann allen zugute kommen.

job.

Ich möchte jetzt wirklich nicht, dass du mich falsch verstehst, ich will mich überhaupt nicht hochheben, aber dieses Gefühl, dass ihr alle irgendwie um meinetwegen da seid, dass ihr euch um mich so kümmert, dass ihr alle euren Job um mich herum macht, das schmeichelt mir trotz aller eitlen Dummheit dieses Gefühles immer wieder, und darum kann ich nie aufhören mit den Shootings, sagte der Model-Mann. - Du kannst aufhören, sagte hierauf der Lichtassistent, wenn du nicht da wärst, würden wir unseren Job um einen anderen Beau herum machen.

Dienstag, 18. April 2006

rasieren.

"Sie tat mir ein wenig leid. Man muss die Arme bewegen, wie diese Walker, man muss sich Stöcke vorstellen und sich von der Erde abstossen. Sie aber, sie joggte wohl, doch sie wusste nicht wohin mit ihren langen, dünnen Armen, und sie schwenkte sie auf Hüfthöhe hin und her, anstatt vor und zurück. Ich sehe rasch, ob eine dünn ist oder mager, und ihre Arme waren eben nicht dünn, sondern mager. Nur ihr Hintern war normal (richtig hübsch!), und mir war sofort klar, dass sie sich gerade deswegen hier quälte. Ich überholte sie dann. Sie trug eine Brille, das habe ich noch gesehen. Dieses Vergebene in unserem Tun, das hat mich für einen Moment lang berührt." Max giesst sich noch etwas Wasser nach, legt seine Füsse auf den Beistelltisch mit dem Radiorecorder und zündet sich eine Zigarette an. Gerd räumt in seiner akribischen Weise den Geschirrspüler ein und schweigt, so dass Max geräuschvoll Rauch ausbläst und weiterspricht: "Weisst Du... Menschen, die sich den Intimbereich ganz oder partiell enthaaren, wollen damit ihre Sexualität im Alltag erleben, sie in den Alltag tragen. So wie manche immer und überall masturbieren müssen. Das ist so." Gerd wäscht sich lang die Hände, um sämtliche Spuren der Berührung mit der Spülmitteltablette abzuwischen, und dreht sich langsam um. "Mal ganz abgesehen davon, dass du wieder einmal nicht vom F-Thema wegkommst - hast du dir einmal überlegt?" - "Was überlegt?" - "Hast du dir das einmal überlegt? Deine Alltagstheorien mögen ja von bewundernswerter analytischer Schärfe, ja, sie mögen gar einer höheren Weisheit teilhaftig sein. Aber letztlich sind sie vor allem eines - unnütz. Ach, übrigens, rasierst du dich denn allmorgendlich, um dich deiner Männlichkeit zu vergewissern?" - "Natürlich."

Max raucht vergnügt weiter, und nach jedem Zug nimmt er einen kleinen Schluck vom dunklen Puglieser. "Diese Theorien, Gerd, sind sehr nützlich, sie dringen in den unbewussten Bereich, haken sich da fest und prägen deine Weltsicht. Und schon kennst du in diesem Chaos einen neuen, sicheren Hafen." Er grinst Gerd schelmisch an, währenddem er die Zigarette ausdrückt. - "Bist Du jetzt eigentlich zufrieden?" fragt plötzlich Gerd. "Ich wollte damit doch nicht zufrieden werden, ich wollte bloss die Dinge zurecht rücken. Es ging nicht, das sah sie genau gleich. Wie könnte ich zufrieden sein, ich bin eigentlich traurig darüber; ich hatte die Beziehung ja gewollt, wir beide haben sie gewollt.“ – „Ja, ihr habt gewollt, ihr habt es so sehr gewollt, und vielleicht habt ihr nur gewollt; darum ist es so lange gegangen.“ – „Du bist ungerecht. Ich mochte nie einen Menschen so gerne riechen, so gerne spüren.“ – „Das kann dir mit fast jedem passieren, wenn du nur willst. Gerade du bist der Prototyp des gefühlstechnischen Opportunisten. Übrigens: wenn das stimmt, was du da sagst, dann muss es dir ja sehr schwer gefallen sein, sie über Monate hinweg derart kaltzustellen; und wenn ich dich recht kenne, dann bemitleidest du dich auch noch ob dieser Bürde.“ – „Ja, das ist so, und ich werde mich bessern, sobald ich kann, lieber Gerd!“ – „Bleib bloss bescheiden, du schaffst das ohnehin nicht.“ – „Ich kann mich doch jetzt nicht einfach gut fühlen? Ich muss ja auch etwas lernen aus dieser Geschichte, sonst wiederholt sich das immer wieder.“ – „Musst du dich dafür so anschwärzen? Du willst immer der Engel sein, und dann schaffst du es nicht. Du willst der Superliebhaber, Superfreund sein, und dann schaffst du es nicht. Kein Übernahmeverschulden, Euer Ehren, da dem Beklagten schlicht die Fähigkeiten zum Einlösen des Versprochenen für jedermann offenkundig abgingen!“ – „Danke, du bist sehr lieb zu mir.“ – „Das hast du im Grunde gar nicht verdient. Sie ist eine Perle, weisst du das eigentlich? Du hast sie tausendmal anrennen lassen, du hast sie gemieden, wenn es nur ging.“ – „Das war erst ganz am Schluss, sie hat zuerst geblockt; damals, als ich noch wie ein Hampelmann um sie herumzappelte. Und, gut, ich habe sie dann kopiert. Kinderspielchen, jawohl.“ – „Hör einfach auf mit deiner Selbstkasteiung, und es wird schon viel besser. Lass deine Kinderromantik beiseite, verführe die Damen nicht mit Schauspiel, und es wird richtig gut. Ehrlich, Max, du brauchst sie wirklich nicht alle.“ – „Ich bin mir sicher, dass wir in absehbarer Zeit Sensoren-Pads auf den Handinnenflächen tragen, mit denen wir die wichtigsten Funktionen unserer Kleidung und unserer Handgeräte steuern können. Wir werden uns rasch daran gewöhnen.“ – „Ich bin mir sicher, dass du in absehbarer Zeit daherkommen und von einer neuen Mitarbeiterin des Haarpflegesalons erzählen wirst, die dir den Kopf derart zärtlich massiert habe, dass du sie zum Nachtessen habest überreden müssen.“

fliegen.

Niemand hat gestern meinem Mobiltelefon gesagt, dass es mich nicht wecken solle. Es konnte nichts dafür.

Ich fliege ja nicht wirklich häufig, und es fehlt mir gemeinhin auch nicht. Wohin sollte ich denn die ganze Zeit fliegen, warum in hochgezüchteten Räumen meine Zeit verleben. Und fast ist mir, als könnte dieser anstachelnde Zauber des blitzartigen Versetztseins sich verflüchtigen, flöge ich zu häufig. Wenn ich aber, wie gestern, im Zug aus Zürich hinausfahre, an abgestellten Fernzügen entlang und der Abendsonne entgegen, die sich daran macht, sich sanft auf die dunklen Rücken des Jura zu legen - und wenn ich dabei die Vielfalt der industriellen Niemandsländer, der Schrebergärten und der Leuchtbuchstaben im Schnelldurchlauf auf mich einwirken lasse, wenn dann ein noch gut erkennbares Flugzeug seine Nase steil in den hellen Himmel streckt, so wärmt mich doch der Wunsch, wieder einmal wegzufliegen. Und wenn es nur wäre, um mich durcheinander zu bringen. Und wenn es nur gälte, das Licht eines schönen Abends zu verlängern.

Vor der Haustüre dann, nachdem ich im Bahnhof beim Studium der Gesichter und des Verhaltens der Fans beider Gruppen nicht recht schlüssig geworden war, traf ich einen Fan (er trug ein rotweisses Halstuch, und seine weiter weg herumstehenden Freunde auch), der, im Türrahmen halb liegend verkeilt, zwar nicht schlief, aber sichtlich die Augen nicht mehr offenzuhalten vermochte. Ich sprach ihn leicht amüsiert an und machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich für den kurzen Moment, in dem ich die Türe öffnen und das Haus betreten würde, selber halten müsse, damit er nicht mit dem Kopf auf den Steinboden falle. Er stand sogleich auf, nachdem er mich blinzelnd gemustert hatte, und entschuldigte sich artig lallend. "Du musst dich doch nicht entschuldigen, ich will dir keine Umstände machen!" Ich konnte endlich mein Bedürfnis stillen: "Und, was habt ihr gemacht?" - "Hmmm, weiss nicht mehr." - "Was, du weisst nicht mehr, ob ihr den Cupfinal gewonnen oder verloren habt?" "Nein, weiss nicht mehr. Zweieins, glaube ich."- "Und für wen, das weisst du nicht mehr?" - Jetzt drehte er einen Kreis auf dem Gehsteig, um sein Gleichgewicht zu halten. "Nein... nein, wirklich nicht. ... Ist ja auch wursssss...t." Ich drehte mich in der Türe noch einmal um. "Recht hast du, es ist ganz gleichgültig. Nun denn, einen schönen Abend noch, und gute Heimkehr!" - "Ja, danke, und schlaf dann gut!"

Vielleicht reicht es, im Kopf kurz wegzufliegen.

anständig.

Als Kind denkt man ja, es sei bieder und spiessig, es sei höchst feige und allzu genügsam, sich damit zufrieden zu geben, ein „anständiges“ Leben zu führen. Und später merkt man vielleicht, wie schwer einem schon das nur fallen kann.

Sonntag, 16. April 2006

heute.

Heute ist Ostern. An Weihnachten hat meine Mutter gesagt, ich sei schwererziehbar gewesen. Damals schrieb man das noch zusammen. Bis dahin hatte sie sich stets - hilflos lächelnd - der Formel 'es war nicht ganz einfach' bedient. Und nun sprach sie es aus, als sei's ein derber Witz, doch ich sah ihr wohl an, wie es sie erleichterte, es ihr und mir einzugestehen. Die Weihnachtsrunde buchte das Ganze auf den familieneigenen Sarkasmus, man mag da ironische Übertreibungen allgemein sehr. Ich jedoch sass meiner Mutter am nächsten und sah ihre ernsten Augen über dem gezwängt heraufgebogenen Mund. Ich war zuerst erschrocken, sogleich aber ebenso erleichtert, wie sie es sein musste. Ich hätte nie erwogen, es ihr übel zu nehmen, dafür hatte sie viel zu sehr recht, und wirklich bemerkt hat es ausser mir niemand, dass sich da eine Art Paradigmenwechsel ausdrückte. Ich war ihr dankbar, dass sie dieses Stigma annahm, so dass ich das meine nicht mehr länger zu verstecken bräuchte. Ich spürte Anerkennung, wenngleich diese nur bitter schmecken konnte. Rotwein, wir tranken Rotwein an dem Tisch, denjenigen, den Grossvater jeweils aus den Burgunderferien importiert. Vielleicht machte er unsere Herzen einen Moment lang ein wenig freier. Schwer erziehbar - ja, das hätte ich immer als Kompliment betrachtet. Und durch die Mauer hinter meinem Bett höre ich nun eine praktizierende Schreitherapiegruppe. Mehr Rotwein.

fenster.

Ich hatte bestimmt kein Mitleid erwecken wollen. Gut, ich war nicht gerade allwetterfest gekleidet, denn ich trug bloss eine Windjacke, und der Regen fiel dicht und fast waagerecht. Aber ich war nicht weit von zuhause, die Jacke hielt das Nötige ab, und ich hatte mich in den Windschatten einer breitstämmigen Platane gelehnt, die für mich die gröbsten Regenböen auffing. So konnte ich verweilen, bis das unstete Wetter sich plötzlich wieder eines anderen besinnen würde. So konnte ich das Schauspiel aus seiner Mitte heraus verfolgen. Mit nassen, zugekniffenen Lidern schaute ich zum Himmel und auf den Fluss, auf dessen milchiggrüner Oberfläche der Wind wilde Regenbilder malte. An einem der Häuser auf der anderen Seite der Strasse, die ich mit meinem Blick ab und an abwechslungshalber streifte, fiel mir ein geöffnetes Fenster im Erdgeschoss auf. Der Raum dahinter war so dunkel wie der Himmel und der Tag. Ich musste immer wieder zu dem Fenster schauen, die Flügel bewegten sich im Wind und schlugen gegeneinander. Ihr klares Geräusch hob sich vom weichen Rauschen der Tropfen hart ab und erschreckte mich. Ich schaute lange auf den Fluss und auf die Regenschwaden – und auf einmal stellte ich mir vor, dass ich eingeladen werde, in diesen dunklen Raum, dass da eine südländische Grossfamilie wohne, dass man mich zu Tische bitte. Ich drehte mich erneut nach dem Fenster um und sah darin eine dünne, schwarzhaarige Frau in weiten Kleidern stehen. Sie lehnte weit heraus, blickte zu mir herüber, gestikulierte, und ich zuckte lächelnd ein paar Mal mit den Schultern und schielte bedeutungsvoll zum Himmel. Sie sagte ein paar Dinge, die ich nicht verstand, und sie drehte sich dabei auch immer wieder nach hinten, in den dunklen Raum, aus dem dumpf eine Männerstimme drang. "Sie können gerne hier kommen, wenn Sie mögen!" verstand ich nun. "Danke!" erwiderte ich reflexartig, blieb aber ruhig stehen. Sie hatte meinen Dank als Annahme aufgefasst (vielleicht hatte ich leicht genickt) und blickte mich erwartend an. Was kann man tun, wenn man sich etwas rein Phantastisches ausdenkt, und es passiert im nächsten Augenblick? Ich jedenfalls war nicht darauf vorbereitet, dass auch nur im Entferntesten ein Teil dieser Phantasie wahr werden könnte. "Ach, wissen Sie, es ist sicher bald vorüber, und ich bin ja gut geschützt. Aber Ihre Einladung ist sehr lieb, und ich werde gern kommen, wenn es noch übler wird." Sie fragte noch einmal nach, liess dann aber ab und verschwand in der Wohnung. Das Verschwinden habe ich erst später bemerkt, ich hatte mich davor schon abgewandt und wieder den Fluss fixiert. Der Regen fiel nach einer Weile endlich schwächer, und ich machte mich wieder auf den Weg. Die Frau war nicht mehr erschienen.

fehlen.

Es wäre schlimm gefehlt, etwas nicht haargenau betrachten zu wollen, bloss weil man es vielleicht schlecht findet.

Freitag, 10. März 2006

bäuchlings.

Das Bauchgefühl gehört beachtet. Das hört man, und das glaube ich nun auch ein wenig. Nicht etwa deshalb, weil es recht hätte, weil es richtiger läge als andere Meinungen, weil es der Wahrheit insgesamt näher käme. Sondern, weil es sich durch nichts beirren lässt, immer wieder gleich kommt, einem immer und immer wieder in dieselbe Richtung drängt, in dieselben Gefühlswelten führt, zu denselben unbewussten Überzeugungen und Urteilen bewegt. Und weil es sich immer mit dem Lächeln desjenigen, der es schon immer besser wusste, in unsere Welt einmischt, unsere Welt nach seinem Geschmack prägt und uns seine Sicht der Dinge aufzwingt, tut Gutes für sich, wer dem Bauchgefühl die ihm gebührende Ehre erweist.

richtig.

Barbara will alles richtig machen. Ganz besonders möchte sie ihren ehemaligen Freund nicht erschrecken, der viel zu rasch abgesprungen ist und mit dem sie immer noch so viel erleben will, um ihn erst einmal richtig kennen zu lernen. Es bestehen gute Chancen, denn in den zwei Jahren seither haben sich beide verändert, und sie trafen sich jetzt an neuem Ort. Sie sind offenbar wieder neugierig aufeinander geworden (oder sind es einfach geblieben). Nur ein paar Wochen noch, dann hat er die Prüfungen hinter sich, die sie beaufsichtigen und korrigieren muss, und dann können sie es wagen, sich zu treffen, sich mit Blicken, Begriffen, Erinnerungen und weiteren Gefühlsäusserungen abzutasten und dazu Grüntee zu trinken. Er hat sich in ihren Augen sehr rätselhaft verhalten, hat ihr versichert, wie schwer es sei, sie als Prüfungsaufsicht zu wissen. Er hat betont, dass er ihr nicht wieder hätte begegnen wollen, und auf Nachfrage hat er eingeräumt, dass das sich natürlich nur im Hinblick auf diese Prüfungen so verhalte. Und dann sass er, bedingt durch administrative Zufälle, in der ersten Reihe vor ihrem Gesicht. Ja, so sagt sie mir erst ganz zum Schluss, ja, sie haben schon einen Termin ausgemacht, ein paar Wochen nach dem Prüfungsabschluss. Es wird gutkommen, wenn er noch oder wieder will, was ich nicht weiss, weil ich ihn nur aus ihren Schilderungen heraus kenne. Doch ich fürchte, dass es der grösste und zugleich beliebteste Fehler sein könnte, alles richtig machen zu wollen, wenn es um das Balzverhalten geht. Anstrengung ist nicht problematisch, sondern Verstellung, und vor allem die Angst, einen Zeitpunkt zu verpassen, einen Tonfall zu verfehlen, einen Witz zu verhauen. Wer dem Schicksal gleichzeitig derart misstraut (und nicht darauf vertrauen kann, dass es, wenn es solle, so oder so gut ende, dass das Schicksal uns auch als gewöhnliche Menschen fördert) und dazu blind irgendwelchen Regeln folgt (man muss es genau so und so machen, sonst hat man keine Chance), bindet sich einen dicken Stock zwischen die Füsse. Wenn wir den anderen nicht auch ohne Feuerwerk beeindrucken, dann ist der überheblich, oder einfach uninteressant für uns. Wer nicht einmal mag, wie wir uns in diesem Ausnahmezustand verhalten, der wird uns nie richtig mögen, der wird wahrscheinlich gar nie richtig mögen. Barbara wird alles richtig machen, weil sie gar nicht recht merkt, wie sie keinen ihrer Vorsätze umzusetzen vermag und ihm so offen wie nur möglich gegenübertreten wird. Was er gemacht haben wird, erfahre ich vielleicht einmal.

amputation.

Er hat diese typischen, von blassrötlichen Schwellungen umrandeten Glubschaugen, die jene Kinder haben, denen man den Mangel an Lebensfähigkeit, ihre Unverträglichkeit mit der Welt, ansieht. Das macht ihn so eklig, es macht ihn so schwächlich und dümmlich. - Wie kannst du bloss so weit nach unten greifen, wie kannst du so primitiv werden? Was kümmert dich diese Kleinigkeit, das ist so niederträchtig. Du bist doch sonst so zurückhaltend in Meinung und Ausdruck. Warum musst du jetzt auf seinen Augenringen herumhacken? - Es tut mir leid, ich muss es tun, sonst würde ich mich in ihn verlieben.

Sonntag, 5. März 2006

danke.

Du erhellst meine Nacht.
Du erweichst meine Schritte.
Du schluckst allen Lärm.
Du besänftigst die Rauheit.
Du schmückst meine Haare.
Du erweckst meine Sinne.

Danke, Schnee.

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nuusche

 

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